Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hat am Freitag warnend den Zeigefinger gegenüber China erhoben. In einem Gespräch mit der kanadischen Presse erklärte er die Winterolympiade im kommenden Jahr zu einer guten Gelegenheit, den Ausrichter China auf seine Menschenrechtsverletzungen anzusprechen.
"Es ist einfach für China, vom Tisch zu wischen, was ein einzelnes Land sagt, wenn es auch die USA sind. Doch wenn die internationale Gemeinschaft in dieser Frage geschlossen auftritt, zeigt dies Wirkung", setzte Trudeau fort.
Doch Kanadas Premier sprach nicht das Wort aus, das das US-Außenministerium im April dieses Jahres verwendet hatte: Boykott. Die USA begründen diese Forderung mit Berichten "von Menschenrechtsverletzungen gegen die uigurischen Muslime in der Provinz Xinjiang". Präsident Joe Biden spricht in diesem Zusammenhang sogar von "Völkermord".
Das Olympische Komitee Kanadas hat einen Boykott abgelehnt. "Nach unserer Überzeugung stellt ein Boykott nur eine billige Alternative zu durchdachter Diplomatie dar", erklärte es. Er träfe nur die Athleten.
Das Parlament in Ottawa bezeichnet die Vorgänge in der chinesischen Provinz als "Völkermord", sagte Trudeau. Seine Regierung tut das nicht. Doch Kanada und die USA haben Sanktionen gegen China verhängt, die Peking mit Gegenmaßnahmen beantwortete. China verurteilte die "Politisierung" der Olympischen Spiele durch Kanada und wies die Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen als "Unwahrheit" zurück.
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