Nach der kürzlichen Entdeckung eines bislang noch unbekannten Massengrabs mit den Überresten von mindestens 215 Kindern der kanadischen Ureinwohner in Kamloops, British Columbia, forderte Kanadas Premierminister Justin Trudeau den Papst zu einer förmlichen Entschuldigung auf. Die römisch-katholische Kirche in Kanada hatte angeblich bereits im Jahr 2009 eine solche Entschuldigung vom Papst erbeten. Sprecher des Vatikans wiederholten jetzt, der Papst könne dafür keine Bitte um Vergebung vorbringen, wie The Guardian berichtet.
Wie jüngste Erhebungen belegen, mussten beginnend im 19. Jahrhundert bis 1996 mehr als 150.000 Kinder kanadischer Ureinwohner die von weißen Einwanderern betriebenen Internate zur Umerziehung besuchen, in denen sie getrennt von ihren Familien dauerhaft interniert waren. Dabei sind vermutlich 6.000 Kinder in der Zeit ihres Aufenthaltes an den Schulen verstorben.
Die überwiegende Zahl derartiger Einrichtungen wurde als Schule der katholischen Kirche betrieben, um die Kinder der Ureinwohner Nordamerikas zu den "zivilisatorischen und ethischen Werten des Christentums" umzuerziehen. Seit Jahren ist erwiesen, dass es dabei neben Verboten der Kultur- und Sprachpflege der Ureinwohner bei Weigerung der kindlichen Insassen auch zu Zwangsmaßnahmen, verbalen und körperlichen Übergriffen gekommen war.
Um dieses verbrecherische Kapitel der eigenen Vergangenheit weiter aufzuklären, hatte die kanadische Regierung im Jahr 2019 ein Programm im Umfang von 34 Millionen kanadischen Dollars für drei Jahre aufgelegt. Davon sind allerdings nach Angaben von Reuters 27 Millionen noch nicht abgerufen worden.
Der Angehörige der St'at'imc Nation Saa Hiil Thut ist heute 72 Jahre alt und verbrachte seine Jugend an der Kamloops Indian Residential School. Er erinnert sich als Überlebender noch schmerzlich an Hunger, Einsamkeit und Furcht. Auch wurde er wurde von einem Schulangestellten sexuell missbraucht:
"Es waren Monster, die das getan haben, tote Kinder in Gruben verscharrten."
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