In der Corona-Gesundheitskrise gelten PCR-Tests in vielen Ländern als sogenannter "Goldstandard" in der Diagnostik von COVID-19. Dabei ist bekannt, dass beim Verfahren der RT-PCR (Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) das Coronavirus nicht direkt, sondern nur genetische Segmente des Virus nachgewiesen werden.
Die Segmente werden dabei mit einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) in mehrere Zyklen, die durch den sogenannten Ct-Wert angegeben werden, immer wieder verdoppelt: Ist am Anfang ein Virenfragment vorhanden, so sind es im ersten Zyklus zwei, im zweiten vier, im dritten acht und so weiter, bis zum Auftreten eines positiven Signals. Dadurch können schon geringe Mengen molekularen Genmaterials beispielsweise von Viren nachgewiesen werden – das bedeutet jedoch nicht notwendigerweise, dass die Viren auch vermehrungsfähig sind.
Nun wurde bekannt, dass die US-amerikanische Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention, auf Deutsch: Zentren für Krankheitskontrolle und –prävention) die Richtlinien für PCR-Tests änderte: Bisher hatte die CDC Werte zwischen 37 und 40 empfohlen, für den Fall, dass die Probe einer positiv getesteten Person auf Virusvarianten untersucht und sequenziert werden soll, wird die Zyklenschwelle des PCR-Tests bei geimpften Personen nun auf 28 herabgesetzt.
In einer Mitteilung des CDC heißt es dazu:
"Klinische Proben für die Sequenzierung sollten einen RT-PCR Ct-Wert ≤28 haben."
Durch die neue Teststrategie dürften nun wesentlich weniger Proben von SARS-COV-2-positiven geimpften Personen auf potenzielle Mutationen des Erregers untersucht werden, als dies bei einem höheren Ct-Wert der Fall wäre.
Auch in Deutschland soll die Teststrategie für Geimpfte geändert werden: Laut Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) soll beispielsweise zur Einreise bei Flugreisen statt eines negativen Tests auch der Nachweis einer vollständigen Impfung ausreichen, ein Corona-Test sei somit nicht mehr nötig. Zudem sollen die geltenden Beschränkungen für Geimpfte bald aufgehoben werden. Wie der rechtspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Johannes Fechner am Montag mitteilte, hatte sich die Bundesregierung darauf verständigt, dass eine Verordnung mit "Erleichterungen" für Geimpfte und "Genesene" noch in dieser Woche verabschiedet werden soll.
Von Ärztevertretern wurden diese geplanten Ausnahmeregelungen für Geimpfte jedoch scharf kritisiert: Ute Teichert, die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes, sagte der Funke-Mediengruppe, dass Geimpfte weiterhin getestet werden sollten:
"Es wäre fatal, wenn Geimpfte und Genesene künftig von allen Testpflichten etwa bei der Einreise ausgenommen würden."
Ohne Tests würde man den Überblick über das potenzielle Infektionsgeschehen und auch über die Virusvarianten verlieren. Wenn man Reiserückkehrer nicht teste, wisse man nicht, ob sie neue Virusvarianten einschleppen. Auch die Tests an Schulen sollten aus diesen Gründen für Geimpfte fortgeführt werden, so Teichert.
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Anmerkung der Redaktion: In der ursprünglichen Version des Artikels hieß es, dass der Ct-Wert bei PCR-Tests für geimpfte Personen auf 28 herabgesetzt wurde. Dies gilt jedoch nur für Proben, die zusätzlich auf Virusvarianten analysiert und sequenziert werden sollen. Die entsprechenden Passagen wurden geändert.