Erdoğan: Begriff "Völkermord" muss für US-Politik verwendet werden, nicht für die Türkei

Die Türkei glaubt, wenn der Terminus Völkermord verwendet werden müsse, solle es für die Politik der Vereinigten Staaten genutzt werden. Dabei wies Präsident Erdoğan auf den Umgang der ersten westlichen Siedler mit den Ureinwohnern des Landes hin.

Der türkische Vizepräsident Fuat Oktay erklärte, dass die offizielle Anerkennung des Völkermords an den Armeniern vor über 100 Jahren durch die neue US-Regierung auf zwei Gründe zurückzuführen sei. Der Schritt stehe im Zusammenhang mit den Entwicklungen in der US-Innenpolitik und dem Bestreben Washingtons, auf die internationale Bühne zurückzukehren.

Er fügte hinzu, dass nur aufgrund der Versprechungen, die an die Armenier und deren Lobbys gemacht worden seien, treffe man "keine historische Entscheidung" und solle man keine Nation "für einen Völkermord verantwortlich machen".

Wenn der Terminus Völkermord verwendet werden müsse, solle er für die Politik der Vereinigten Staaten genutzt werden, nicht für diejenige der Türkei, äußerte Oktay, ohne genauere Angaben.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan warnte bereits die USA davor, die Ereignisse der Vergangenheit zu "politisieren" und betonte, dass Historiker und nicht Politiker entscheiden sollten, wie man ein historisches Ereignis kennzeichnet. Er behauptete diesbezüglich, dass "radikale Initiativen armenischer und antitürkischer Kreise" hinter US-Präsident Bidens Entscheidung stecken, den Völkermord anzuerkennen.

Erdoğan erklärte, dass das Thema Völkermord im Zusammenhang mit vielen US-amerikanischen Aktionen in der Geschichte aufzuwerfen ist – vom schlechten Umgang mit den Ureinwohnern des jeweiligen Landes, nämlich von den Indianern bis hin zu den von den USA geführten Kriegen gegen die Bevölkerung in Vietnam und im Irak. Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu erklärte zuvor, Ankara lehne die US-Erklärung zur Anerkennung des Völkermords "vollständig" ab. Er betonte auch, dass Joe Bidens Schritt das gegenseitige "Vertrauen und die Freundschaft" zwischen Washington und Ankara untergegraben und "eine tiefe Wunde" verursacht habe.

Trotz Warnungen der Türkei erkannte vor Kurzem US-Präsident Biden die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkrieges als Völkermord an. Biden-Vorgänger Trump hatte seinerzeit diesbezüglich "von einer der schlimmsten Massengräueltaten des 20. Jahrhunderts" gesprochen, das Wort Völkermord aber – wie andere US-Präsidenten auch – vermieden.

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