Google und Amazon haben den Zuschlag für die Einrichtung und den Betrieb des milliardenschweren Cloud-Projekts Nimbus für Israels öffentlichen Sektor erhalten. Mit dem Projekt Nimbus sollen Cloud-Dienste für den gesamten öffentlichen Sektor Israels, einschließlich des Militärs, mit einer Investition von vier Milliarden Schekel (etwa eine Milliarde Euro) aufgebaut werden.
An der Ausschreibung für den Auftrag zur Einrichtung und zum Betrieb der Cloud-Server-Zentren – dem größten Auftrag dieser Art in der Geschichte Israels – beteiligten sich mehrere bekannte US-Tech-Giganten wie Google, Amazon, Microsoft und Oracle. Microsoft hatte angekündigt, dass der Konzern große Investitionen in Israel tätigen will.
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Am Mittwoch gab das israelische Finanzministerium bekannt, dass Google und Amazon Web Services (AWS) den Zuschlag erhielten. Diese arbeiten mit bestehenden lokalen oder auch nordamerikanisch-israelischen Firmenkooperationen wie der Compass-Holding mit Azrieli, zusammen. Während der Datenschutz bei Amazon und Google für "normale" Nutzer nicht immer an vorderster Stelle steht, wie beispielsweise die Verarbeitung von Alexa-Sprachdaten entgegen Nutzer-Präferenzen enthüllte, zeigt sich das israelische Finanzministerium zuversichtlich, dass seine Daten der Cloud bei diesen Anbietern sicher sein werden.
"Die Cloud-Dienste werden von lokalen Cloud-Anbietern gehostet. Die darauf gespeicherten Daten werden innerhalb der Grenzen Israels unter strengen Datensicherheitsbestimmungen bleiben, die von den zuständigen Regierungsstellen überwacht werden", so das Finanzministerium. "Das Projekt Nimbus ist unser Vorzeige-Mehrjahresplan und das erste seiner Art. Das Projekt soll der Regierung, dem Verteidigungsministerium und anderen eine allumfassende Cloud-Lösung bieten."
Mit dabei ist auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG, die den Zuschlag erhielt, um Beratung und Training für das sogenannte "Cloud Center of Excellence" (CCoE) zu liefern. Eine weitere Ausschreibung für die dritte Facette des Projekts Nimbus, welche die verschiedenen Regierungsstellen bei der Migration in die neue Cloud unterstützen soll, ist noch nicht vergeben worden. KPMG ist eines der Unternehmen, dessen Berater-Tätigkeit für deutsche Ministerien nicht nur aufgrund der enormen Summen öffentlicher Gelder und der fragwürdigen Vergabeprozesse umstritten ist, sondern auch aufgrund der Interessenkonflikte beim Zugang zu sensiblen Daten, beispielsweise im Bundesverteidigungsministerium (BMVg). Nach dem Scheitern des Projekts der Drohne Euro Hawk wurde KPMG im Jahr 2014 beauftragt, Rüstungsvorhaben zu prüfen und die Organisation des Ministeriums zu verbessern. Auch im Wirecard-Skandal tauchte das Beratungsunternehmen auf, da KPMG auch den Fonds EMIF 1A mit Sitz in der Steueroase Mauritius beraten haben soll, der laut einem Bericht im Handelsblatt eine entscheidende Rolle "bei der wohl dubiosesten Transaktion der Wirecard-Geschichte" spielte.
Amazon hat bereits frühzeitig für die US-amerikanischen Geheimdienste wie die CIA ein Cloud-System entwickelt und damit werbewirksam seinen Marktdurchbruch für die Amazon Web Services (AWS) erzielt. Die im Rahmen der Enthüllungen des Ex-Mitarbeiters Edward Snowden endgültig weltweit bekannt gewordene National Security Agency (NSA) hatte dem Unternehmen, das zivilen Nutzern wohl anfangs nur als Online-Handel und Streaming-Dienst geläufig war, 600 Millionen US-Dollar für die Entwicklung der Intelligence Community Government Cloud (IC GovCloud) durch AWS gezahlt. Amazon hat zudem hochrangiges Personal aus Regierungskreisen einschließlich der US-Geheimdienste übernommen.
Der Hightech-Riese, der es regelmäßig auch aufgrund bedenklicher bis unwürdiger Praktiken im Umgang mit Arbeitnehmern sowie mutmaßlichem Marktmachtmissbrauch und Steuervermeidung in die Schlagzeilen schafft, ist – wie auch Google – weiterhin für äußerst dubiose Methoden beim Auf- und Ausbau seiner Daten-Imperien bekannt, auch für deutsche Großkunden.
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