Dass Krieg und militärische Übungen auch Tieren und der Natur schaden, ist bekannt. Dass aber ausgerechnet Armeemitglieder einer der nach eigenem Dafürhalten fortschrittlichsten Nationen in Militärübungen lebende Tiere verschlingen, ist nach Ansicht von Tierschützern im 21. Jahrhundert so grausam wie unnötig.
Kürzlich aufgetauchte Videos, die US-US-Soldaten während einer Militärübung im Indo-Pazifik zeigen – einer der für Washington strategisch bedeutendsten Regionen –, erinnern laut Tierschützern eher an eine "schiefgelaufene Verbindungsparty als an eine militärische Übung". Stolz schlucken die Soldaten demnach das Blut von frisch geköpften Kobras und kauen auf den lebenden Körpern anderer Tiere herum, während umherstehende Soldaten sie fieberhaft anfeuern.
Diese Szenen spielten sich währen der Militärübung "Cobra Gold 2020" in Thailand ab – der größten gemeinsamen multinationalen Militärübung in der Region des US-Kommandos Indo-Pazifik. Tausende von US-Truppen, darunter auch Marines, nahmen zum 39. Mal an der jährlich stattfindenden Militärübung teil.
Gegen diese Praxis setzen sich Tierschützer der Organisation PETA ein, die vor dem Pentagon demonstrierten. Sie ermahnten dabei US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, diese Praxis zu beenden und dadurch damit aufzuhören, "die Ehre der Marines zu beschmutzen und die öffentliche Gesundheit mit diesen grausamen, als Übungen getarnten, blutrünstigen, verbrüderungsähnlichen Partys zu gefährden".
US-Marines und Ausbilder in Thailand töten demnach während der Übung zum Beispiel Hühner mit bloßen Händen, häuten und essen lebende Geckos, verzehren lebende Skorpione und Taranteln und enthaupten Königskobras – eine vom Aussterben bedrohte Spezies.
Wenn Pfadfinder-Mädchen das hinbekommen ...
Nicht zum ersten Mal, doch aktuell vor dem Hintergrund der folgenreichen COVID-19-Pandemie warnen die Tierschützer auch vor der gefährlichen zoonotischen Krankheitsbedrohung durch das Essen wilder Tiere.
"Das Schlürfen von Schlangenblut und der Verzehr von lebenden Tieren bei Cobra Gold ist grausam und birgt die Gefahr der Übertragung einer gefährlichen Zoonose, die möglicherweise mit COVID-19 vergleichbar ist", so PETA-Vizepräsidentin Shalin Gala.
Auf der Webseite mit einem Petitionsaufruf verweist die Organisation auf Erkenntnisse des Zentrums für Seuchenkontrolle und -prävention (Center for Disease Control and Prevention), wonach rund 75 Prozent neu auftretender Infektionskrankheiten, die Menschen betreffen, als Krankheiten bei Tieren begannen. Weiterhin biete die Organisation nach eigener Darstellung zahlreiche tierfreie Optionen für das vermeintliche Überlebenstraining an, das somit in der bisherigen Form nicht nur grausam und gesundheitsgefährdend, sondern auch überflüssig sei.
Schon vor einem Jahr forderte PETA das Marine Corps auf, Maßnahmen zu ergreifen, um solch "barbarische Ausbeutung von Tieren durch moderne, technologiebasierte Überlebenstrainingskurse zu ersetzen, die die Truppen besser vorbereiten". Im Februar wandten sich die Tierschutzorganisation erneut in der Sache an das US-Verteidigungsministerium, auch mit der Frage:
"Wenn Pfadfinder-Mädchen im Dschungel überleben können, ohne Schlangenblut zu trinken und lebende Eidechsen zu essen, was stimmt dann nicht mit den US-Marines?"
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