Die neue US-Regierung bemüht sich darum, das Afghanistan-Mandat für die USA auch nach dem für den 1. Mai geplanten Abzug aller US-Truppen aus dem Land zu verlängern, meldet Al Jazeera. Biden habe einen Deal geprüft, bei dem die Taliban einer US-amerikanischen "Anti-Terror-Truppe" erlauben sollten, zur "Bekämpfung der IS-Kämpfer" in Afghanistan zu bleiben, sagte ein Abgeordneter des US-Kongresses.
Die Kommentare von Adam Smith, dem Vorsitzenden des Streitkräfteausschusses im US-Repräsentantenhaus, lieferten neue Details zur Strategie vom US-Präsidenten Joe Biden über den afghanischen Friedensprozess, den er von der Trump-Administration geerbt hat.
Das Weiße Haus und das Pentagon haben sich noch nicht zu Details des möglichen neuen Vorhabens geäußert. Biden habe keine Entscheidung über die Verlängerung der Frist getroffen, um die letzten US-Truppen aus Afghanistan abzuziehen, erklärte jedoch unlängst, es sei "schwierig", die in einem seit Februar 2020 bestehenden Abkommen mit den Taliban festgelegte Frist einzuhalten.
In einem Interview mit dem TV-Sender ABC News sagte Biden kürzlich: "Ich bin dabei, die Entscheidung zu treffen, wann sie gehen werden". Er verwies darauf, das von der Regierung seines Vorgängers Trump geschlossene Abkommen wäre nicht sehr "solide" ausgehandelt worden. Die Taliban drohen bereits mit einem "großen Krieg", wenn die US-Truppen das Land nicht wie vereinbart verlassen.
Auch Deutschland plant inzwischen eine Verlängerung seines Afghanistan-Mandats. Darüber soll der Bundestag demnächst entscheiden. Im Bundestag zeichne sich eine breite Zustimmung für die Verlängerung des Afghanistan-Mandats ab, berichtete die Tagesschau am Donnerstag.
Das am 29. Februar 2020 unterzeichnete Friedensabkommen zwischen den USA und den Taliban war seinerzeit bahnbrechend. Es sieht einen Abzug der US-Truppen aus dem Land in zwei Stufen vor. Erstens erklärten sich die USA bereit, ihre Truppenstärke innerhalb von viereinhalb Monaten auf 8.600 Mann zu reduzieren und ihre Truppen aus fünf Militärbasen abzuziehen, bevor der endgültige Abzug im Mai 2021 erfolgen würde. Zweitens verpflichteten sich die USA und ihre Verbündeten, "von der Androhung oder Anwendung von Gewalt gegen die territoriale Integrität oder politische Unabhängigkeit Afghanistans oder der Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes abzusehen".
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