Trotz Drohung von US-Sanktionen: Indien hält an russischem S400-System fest

Auf der Grundlage eines im Jahr 2017 beschlossenen Gesetzes streben die Vereinigten Staaten danach, andere Staaten davon abzuhalten, russische Waffensysteme zu kaufen. Doch diese beugen sich nicht dem Druck – obwohl Washington mit Sanktionen droht.

Indien hält unbeirrt an seinem Plan zur Einweisung seines militärischen Personals im Umgang mit dem russischen Raketenabwehrsystem S400 fest, trotz mehrmaligen Drohungen aus Washington. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Sputnik unter Berufung auf Quellen im indischen Verteidigungsministerium.

Mehr zum ThemaTürkei: Nach EU- nun auch US-Sanktionen

Nach den im September beginnenden Auslieferungen soll die erste indische S400-Einheit Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres einsatzbereit sein, erklärten Beamte des Verteidigungsministeriums in Indien.

Die Entwicklung kommt Tage, nachdem der US-Botschafter in Indien, Kenneth Juster, erklärt hatte, dass der sogenannte Countering America's Adversaries Through Sanctions Act (CAATSA) zwar nicht formuliert wurde, um Washingtons Freunde und Verbündete zu bestrafen, aber Neu-Delhi müsse sich entscheiden, ob es seine Zusammenarbeit mit Washington ausweiten will. Juster sagte:

"Sanktionen waren nie dazu gedacht, Freunden und Verbündeten zu schaden. Indien will sich seine Optionen offen halten, aber letztlich müssen Entscheidungen getroffen werden."

Jüngste Berichte aus dem US-Kongress deuten an, dass die Vereinigten Staaten Sekundärsanktionen (die Indien treffen würden, auch wenn sie gegen einen Drittstaat gerichtet sind) beschließen könnten. Nichtsdestotrotz haben sowohl Indien als auch Russland bestätigt, dass das zwischen beiden Ländern im Oktober 2018 unterzeichnete 5,43-Milliarden-Dollar-Geschäft gut vorankommt.

Der Sprecher des indischen Außenministeriums Anurag Srivastava erklärte am Freitag:

"Indien und die USA haben eine umfassende globale strategische Partnerschaft. Indien hat eine besondere und privilegierte strategische Partnerschaft mit Russland. Indien hat immer eine unabhängige Außenpolitik verfolgt. Das gilt auch für unsere Verteidigungskäufe und -lieferungen, die sich an unseren nationalen Sicherheitsinteressen orientieren."

Beamte des indischen Verteidigungsministeriums seien "sehr hoffnungsvoll", dass Indien von der Regierung des zukünftigen US-Präsidenten Joe Biden eine Ausnahmeregelung genehmigt zu bekommen, um somit Sanktionen unter dem CAATSA zu vermeiden. Das CAATSA wurde von den USA im Jahr 2017 beschlossen, um Länder vom Kauf russischer Waffen oder iranischem Öl zu verhindern.

Um der Sanktionsdrohung zu begegnen, hatte Indien zuvor eine riesige diplomatische Kampagne eingeleitet, um die scheidende Trump-Regierung davon zu überzeugen, dass die Anschaffung der S-400 für Indien ein "dringendes nationales Sicherheitsbedürfnis" sei.

Die hochautomatisierten S-400 können feindliche strategische Bomber, Kampfjets und Spionageflugzeuge, Raketen und Drohnen mit einer Reichweite von 400 Kilometern aufspüren, verfolgen und zerstören. Indien zahlte die erste Rate für das Raketenabwehrsystem in Höhe von rund 800 Millionen Dollar im Jahr 2019.

Mehr zum Thema - Lawrow: Westen drängt Indien zur Reduzierung seiner militärischen Zusammenarbeit mit Russland