Am Freitag meldete Gazprom den Beginn seiner Erdgaslieferung an Serbien und Bosnien-Herzegowina über die Gaspipeline TurkStream. Die Pipeline verläuft von der russischen Küste von Anapa durch das Schwarze Meer hindurch bis zum europäischen Teil der Türkei. Dort wurde vor genau einem Jahr TurkStream in Betrieb genommen und beliefert inzwischen den türkischen Gasmarkt.
TurkStream verläuft nun von der Türkei über Bulgarien bis nach Serbien, wo am Freitag der serbische Präsident Aleksandar Vučić offiziell den Gaslink aus Russland in den Balkan eröffnete. Vom neuen Gas wird eine Senkung der Gaspreise für Haushalt und Industrie erwartet.
Während der offiziellen Zeremonie am ersten Tag des neuen Jahres sagte Vučić, dass das Land dank der Gaspipeline "reicher" werde. Denn verglichen mit dem aktuellen Gaspreis von 240 US-Dollar koste das Gas an der bulgarischen Grenze nur etwa 155 US-Dollar – noch ohne die hinzukommenden Verteilungskosten im Inland.
"Mit dem Gas können wir einen Investitionszustrom in unterschiedliche Regionen Serbiens garantieren," wurde er von der russischen Nachrichtenagentur TASS zitiert. "Ein glückliches neues Jahr! Vielen Dank an den Präsidenten Russlands!"
Neben der Türkei, Serbien und Bosnien-Herzegowina beziehen auch Bulgarien, Griechenland, Nordmazedonien und Rumänien Gas über TurkStream.
Mit TurkStream umgeht Russland die Strecke über die Ukraine als Transitroute nach Europa und kann über die Türkei Erdgas in den Süden Europas liefern.
Bereits am 30. Dezember wurde die TurkStream-Zuleitung nach Serbien mit Gas gefüllt. Als Teil des TurkStream-Projekts hat die Balkan-Stream von 403 Kilometer Länge eine Kapazität von 13,9 Milliarden Kubikmetern Erdgas. Der erste Teil von TurkStream zweigte bereits vor einem Jahr in die Türkei ab; die zweite Linie erstreckt sich über die türkisch-bulgarische Grenze nach Europa.
Der russische Botschafter in Serbien, Aleksandr Botsan-Kharchenko, hat auch an der Eröffnungszeremonie teilgenommen. Die Gasverbindung sei eines der größten Projekte zwischen den beiden Ländern, das Serbien Gelegenheit biete, seine eigene Energieinfrastruktur zu entwickeln und es ebenso zu einem Transitland zu machen, so der Diplomat.
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Wie Nord Stream 2, Russlands Gasprojekt für das nördliche Europa, wurde auch TurkStream mit US-Sanktionen konfrontiert. Washington droht auch hier den Firmen, die in das Projekt involviert sind, mit Strafen.
Serbien wurde auch zuvor mit russischem Gas über die Ukraine und Ungarn versorgt, hatte jedoch billigere Importmöglichkeiten gesucht. Das Land bestand auf seinem Recht, seine Versorger selbst auszusuchen. Vučić hatte erklärt, er werde nicht für irgendjemandes politische Ambitionen und außenpolitische "Maschen" bezahlen.
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