Studie: Jedes Jahr vergiften sich weltweit 385 Millionen Menschen durch Pestizide

Jährlich erleiden weltweit 385 Millionen Menschen Pestizidvergiftungen – mit schweren Krankheiten als Folgen. 11.000 Todesfälle lassen sich jedes Jahr unmittelbar auf den Pestizideinsatz zurückführen. Umweltverbände fordern einen Verbot von chemischen Pestiziden.

385 Millionen Menschen vergiften sich weltweit jährlich durch Pestizide. 11.000 Todesfälle pro Jahr lassen sich direkt auf den Einsatz von Pestiziden zurückführen. Diese Zahlen liefert eine vom Umweltverband Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) in Auftrag gegebenen Studie, die in der Fachzeitschrift BMC Public Health erschienen ist.

Besonders betroffen sind die Regionen Südasien (vor allem Indien), Südostasien und Ostafrika. Allein 6.500 Todesfälle durch Pestizidvergiftung pro Jahr ereignen sich in Indien. Die höchste nationale Einzelinzidenz wurde im westafrikanischen Staat Burkina Faso ermittelt, wo jährlich 84 Prozent der Bauern und Landarbeiter akute Pestizidvergiftungen erleiden.

Susan Haffmans, Referentin von PAN Germany, betont:

"Die aktuellen Zahlen verdeutlichen, wie sehr das Leid von Millionen von Menschen über Jahrzehnte massiv unterschätzt wurde. Die tagtäglichen Vergiftungen führen dauerhaft auch zu chronischen Erkrankungen wie Krebs, zu neurologischen Schädigungen und zu Fruchtbarkeitsstörungen. Wir müssen endlich ein schrittweises Verbot der schlimmsten Pestizide, der sogenannten hochgefährlichen Pestizide, durchsetzen."

Die Studie stützt sich auf über 800 wissenschaftliche Publikationen zu der Thematik, worin allerdings jeweils nur offizielle Statistiken und Mortalitätsraten abgebildet werden. Dazu nimmt Javier Souza, Koordinator von PAN Lateinamerika, Stellung:

"Wir wissen, dass es Einschränkungen bei den Daten über Pestizidvergiftungen gibt. Aber diese Studie offenbart unbeabsichtigte Pestizidvergiftungen deutlich als ein ernstes, globales Problem, das sofortiges Handeln erfordert."

PAN Germany fordert, dass das Thema Pestizidvergiftungen stärker in das Blickfeld der internationalen Politik gerückt wird. Alternativen zu chemischen Pestiziden sollen erforscht und gefördert werden – "zum Wohl von Menschen und ihrer Umwelt weltweit".

Gegenüber der taz äußerte sich der Verband CropLife International, in dem Pestizidherstellern wie die Bayer AG Mitglied sind, dass die Risiken von Pestiziden regelmäßig überprüft würden: "Studien wie die kürzlich in BMC Public Health veröffentlichte weisen auf die Notwendigkeit hin, einen verantwortungsvollen Gebrauch von Pestiziden sicherzustellen". Aus diesem Grund würden die Mitglieder des Verbandes jedes Jahr Millionen Menschen schulen, die Chemikalien sicher anzuwenden.

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