Am Mittwoch erklärte das türkische Gesundheitsministerium auf seiner Webseite, die Türkei werde Sputnik V, den russischen Impfstoff gegen COVID-19, nicht kaufen. Die Entwicklung des Vakzins lasse "gute laborpraktische Bedingungen" vermissen, so der Gesundheitsminister Fahrettin Koca. Dem Fernsehsender Habertürk sagte er:
"Russland war nicht in der Lage, dies zu erfüllen. Aus diesem Grund war es für die Weltgesundheitsorganisation und die Welt nicht möglich, diesen Impfstoff zu kaufen. Es ist uns nicht möglich, diesem Impfstoff eine Lizenz zu erteilen. Deswegen fällt er nicht in unser Interesse."
Welchen Impfstoff Koca genau meinte, erklärte er nicht. Die Türkei hatte zuvor über die Durchführung der Testphase III für Sputnik V gesprochen, den ersten registrierten Corona-Impfstoff der Welt. Ankara bereitet sich für den Frühling auf die Impfung von 50 Millionen Bürgern vor.
Überraschend erklärte der türkische Gesundheitsminister am gleichen Tag, die Türkei sei bereit, das russische Vakzin beschaffen zu wollen, falls die Anforderungen Ankaras erfüllt würden. Eine Quelle beim Russischen Direktinvestitionsfonds sagte dem Nachrichtenportal Sputnik am Mittwoch, Russland befinde sich noch immer in Gesprächen über Sputnik V.
Etwa 50 Länder haben bereits 1,2 Milliarden Impfdosen bestellt. Sputnik V ist ein Zwei-Komponenten-Wirkstoff, der aus humanen Adenoviren besteht. Diese sorgen nach Aussagen der Wissenschaftler dafür, dass Menschen für mindestens zwei Jahre gegen das Corona-Virus immunisiert werden.
Die Türkei mit 83 Millionen Einwohnern hat einen Vertrag über 50 Millionen COVID-19-Impfdosen mit dem chinesischen Arzneimittelhersteller Biotech abgeschlossen und will in diesem Monat mit der Impfung beginnen, zuerst für Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegesektor.
Erste Corona-Fälle in der Türkei waren im März registriert worden. Die aktuellen Corona-Infektions- und Todeszahlen sind seitdem die höchsten. Mit mehr als 33.000 positiv getesteten Personen pro Tag hat die Türkei die vierthöchste Rate weltweit.
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