Türkei droht mit "ernsten Konsequenzen" nach Beschlagnahme von Schiff vor Libyen

Der wachsende Einfluss der Türkei im Mittelmeer stößt nicht überall auf Gegenliebe: So betrachtet der libysche Feldherr Haftar Ankara als fremden Eindringling. Seine Kräfte haben ein türkisches Schiff beschlagnahmt. Das könnte zu einer Eskalation führen.

Ankara hat die Beschlagnahme eines türkischen Schiffes im Mittelmeer durch Streitkräfte aus Ostlibyen verurteilt, eine harte Reaktion auf den Vorfall versprochen und gefordert, dass das Schiff seine Reise fortsetzen darf.

"Die Angriffe auf türkische Interessen in Libyen werden schwerwiegende Konsequenzen haben, und diese Elemente (die auf türkische Interessen abzielen) werden als legitime Ziele angesehen werden", sagte das türkische Außenministerium in einer Erklärung am Dienstag.

Das Ministerium verurteilte den Schritt "scharf" und forderte, dass das Schiff "sofort" seine geplante Reise wieder aufnehmen darf. Es fügte hinzu, dass das Schiff seitens der ostlibyschen Kräfte mit einer Geldstrafe belegt und die Besatzung festgenommen worden sei.

Das unter jamaikanischer Flagge fahrende Frachtschiff "Mabruka" wurde in den Hafen von Ras al-Helal, östlich von Bengasi, geschleppt, nachdem es am Montag auf seinem Weg zum libyschen Westhafen Misrata von der Libyschen Nationalarmee (LNA) des Befehlshabers Chalifa Haftar abgefangen worden war.

In den sozialen Medien veröffentlichte Videos scheinen zu zeigen, dass Soldaten der LNA das Schiff abfingen. Berichten zufolge wurde es aus Angst davor beschlagnahmt, dass es Waffen an die international anerkannte Regierung in Westlibyen transportiert.

Der Sprecher der LNA, Ahmed Al-Mismari, erklärte, dass die Besatzung des Schiffes aus neun türkischen Staatsangehörigen, sieben Indern und einem Aserbaidschaner bestehe. Er behauptete, dass das Schiff nach der Einfahrt in ein Sperrgebiet "wegen seiner Verstöße gegen die Seegesetze und -vorschriften untersucht werde".

Die Türkei ist ein wichtiger ausländischer Unterstützer der libyschen Einheitsregierung (GNA) im Westen des Landes, die seit langem in einem Kampf mit der LNA verwickelt ist, die wiederum von Ägypten, Russland und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt wird. Am Dienstag beschuldigte Al-Mismari die Türkei, die GNA unter anderem mit Söldnern und Waffen auszustatten.

Im Oktober einigten sich die LNA und die GNA auf einen Waffenstillstand und wurden seither von den Vereinten Nationen ermutigt, Gespräche aufzunehmen, damit im nächsten Jahr Wahlen stattfinden können, um den langjährigen Konflikt zu beenden.

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