Mit der Aussicht auf ein Ende der Pandemie geht die Vorfreude auf unbeschränktes Reisen einher, sei es zur Erkundung der Welt oder um die eigene Familie oder Partner in entfernten Teilen der Welt endlich wieder direkt sehen zu können. Voraussetzung dafür könnte künftig ein digitaler Impfpass sein, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) derzeit arbeitet.
Während in einigen Gebieten der Welt die Einreise aus Risikoregionen beispielsweise für Gelbfieber ebenfalls nur mit einer nachgewiesenen Impfung möglich ist, die per Stempel in einem analogen Heft nachgewiesen werden kann, wird bei den aktuellen Plänen ein globaler, digitaler Standard erarbeitet, um den Reisende möglicherweise kaum herumkommen – ungeachtet jeglicher Bedenken ob der erhältlichen Impfstoffe oder des Datenschutzes, da diese dann wohl oder übel mit dem Willen oder der Notwendigkeit des Reisens abgewägt werden müssen.
Die digitale Smart Yellow Card, ein auf einem Smartphone abrufbarer Impfausweis, soll weltweit Gesundheitsdaten vernetzen und jederzeit einsehbar machen. Berichten zufolge starteten Estland und die WHO im Oktober ein Pilotprojekt für einen solchen digitalen Impfpass – die "gelbe Chipkarte" – für den möglichen Einsatz bei der interoperablen Verfolgung von Gesundheitsdaten und zur Stärkung der von der WHO unterstützten COVAX-Initiative zur Förderung von Impfungen in Entwicklungsländern.
Laut der WHO befasst sich ein "sektorübergreifendes Konsortium" mit der Erarbeitung gemeinsamer Standards für eine digitale gelbe Chipkarte, um die Einführung des erwarteten COVAX und die Anwendung auf andere Routineimpfsysteme zu unterstützen.
"Wir prüfen sehr genau, wie die Technologie bei dieser COVID-19-Reaktion eingesetzt werden kann und wie wir mit den Mitgliedsstaaten auf ein elektronisches Impfzertifikat hinarbeiten können", sagte Siddhartha Datta, WHO-Programmmanager für durch Impfung vermeidbare Krankheiten in der Europäischen Region, am Donnerstag gegenüber Reportern.
Auch die Reisebranche befasste sich bereits mit solchen Plänen. In der vergangenen Woche kündigte der Internationale Luftverkehrsverband (IATA) an, dass er sich in der letzten Phase der Entwicklung einer – wie er hofft – allgemein akzeptierten Dokumentation befinde, um so das Vertrauen misstrauischer Reisenden zu stärken, wie das Magazin The Hill schreibt.
Aus dem digitalen Gesundheitspass gehe hervor, ob ein Passagier gegen das Coronavirus geimpft ist. Ferner würde er Informationen zwischen Regierungen, Fluggesellschaften, Labors und Reisenden verwalten und überprüfen.
"Tests sind der erste Schlüssel, um internationale Reisen ohne Quarantänemaßnahmen zu ermöglichen. Der zweite Schlüssel ist die globale Informationsinfrastruktur, die benötigt wird, um Testdaten, die mit den Identitäten der Reisenden übereinstimmen, sicher unter Einhaltung der Grenzkontrollvorschriften zu verwalten, auszutauschen und zu verifizieren", so IATA-Chef Alexandre de Juniac in einer Erklärung am Montag.
Estland hatte früher in diesem Jahr gesondert mit der Erprobung eines "digitalen Immunitätspasses" für jene Personen begonnen, die sich von COVID-19 mit einer gewissen Immunität erholt haben. Die WHO empfiehlt derartige "Immunitätspässe" jedoch nicht. Auch die Verwendung von Tests zur Wiederaufnahme einer gewissen Normalität im grenzüberschreitenden Reiseverkehr empfehle sie nicht, da Antigen-Schnelltests, die von einigen Fluggesellschaften verwendet werden, möglicherweise "weniger geeignet" und weniger genau seien als molekulare PCR-Tests. Stattdessen drängte die Notfallbeauftragte der WHO für Europa die Länder stattdessen, Reisehinweise auf der Grundlage von Corona-Übertragungsdaten zu erstellen.
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