Am vergangenen Freitag wurde der renommierte iranische Kernphysiker Mohsen Fachrisadeh bei einem Attentat in der Nähe von Teheran ermordet. Fachrisadeh sei in der Stadt Absard im Landkreis Damawand in der Provinz Teheran bei einem mehrstufigen Angriff in seinem Auto erschossen worden.
Zuerst wurde auf sein Auto geschossen, und nach etwa zehn bis 15 Sekunden ist ein Nissan mit Sprengstoff etwa 15 bis 20 Meter von seinem Auto entfernt explodiert", schilderte der iranische Verteidigungsminister Amir Hatami den Tathergang.
Nun bezog die iranische Führung nach Berichten lokaler Medien erneut Stellung zur Ermordung des Brigadegenerals Fachrisadeh.
Der Iran werde eine "kalkulierte und entschiedene" Antwort auf die Tötung seines Top-Nuklearwissenschaftlers geben, hieß es nun in einer Erklärung von Kamal Kharrazi, u.a. Vorsitzender des Strategischen Rates für Außenbeziehungen des Iran.
Zweifellos wird der Iran den Verbrechern, die der iranischen Nation den Märtyrer Mohsen Fakhrizadeh entrissen haben, eine kalkulierte und entschiedene Antwort geben.
Seit Jahren wird Fachrisadeh von westlichen und israelischen Regierungen verdächtigt, einer der Strippenzieher eines geheimen iranischen Atomwaffenprogramm zu sein. Im Frühjahr 2018 hatte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu den Kernphysiker in einer Präsentation über das iranische Atomprogramm hervorgehoben:
Merken Sie sich diesen Namen: Fachrisadeh.
Die israelische Regierung äußerte sich bislang nicht zum jüngsten Attentat auf einen iranischen Atomwissenschaftler.
Bereits kurz nach Bekanntwerden des Todes Fachrisadehs schwor der Stabschef der Streitkräfte der Islamischen Republik Iran, Mohammed Bagheri, Rache für den getöteten Wissenschaftler.
Wir versichern, dass wir nicht ruhen werden, bis wir die Beteiligten gejagt und bestraft haben", sagte er laut der Nachrichtenagentur IRNA.
Gegenüber RT äußerte sich nun der ehemalige israelische Verteidigungsminister Naftali Bennett zum Anschlag auf Fachrisadeh. Seiner Ansicht nach handelte es sich bei diesem um eine "tickende Atombombe".
Es ist sehr klar, dass Teheran sehr systematisch alles daransetzt, nukleare Waffen zu erhalten. Fachrisadeh war nicht nur eine tickende Bombe, er war eine tickende Atombombe. Und die Welt muss durch wirtschaftlichen und politischen Druck und andere Handlungen alles tun, um den Iran an der Umsetzung zu hindern. Alle Regionealmächte wenden sich gegen die iranischen nuklearen Ambitionen. Es wäre einfach für alle ein Alptraum, und die Welt muss gemeinsam aufstehen und das beenden", ist der israelische Politiker überzeugt.
Der keineswegs harmlose Wissenschaftler Fachrisadeh habe einem "Reich des Bösen" gedient, so Bennett weiter.
Was ich sagen kann, dieser Kerl war kein harmloser Nuklearwissenschaftler. (…) Wir wissen, wann immer die IAEA-Inspektoren ihn treffen wollten, verweigerte der Iran ein Treffen mit den Inspektoren. Hätte es sich um einen ungefährlichen Wissenschaftler gehandelt, hätte dies kein Problem darstellen sollen. Wir haben ein Reich des Bösen, die Ajatollahs haben die sehr gute Nation der Perser gekidnappt und sie auf den Pfad der nuklearen Bewaffnung geführt. Ein sehr gefährlicher Weg für die Region und für die gesamte Welt.
Der Iran müsse zudem daran gehindert werden, sich nuklear zu bewaffnen. Alles andere würde einen Albtraum gleichkommen.
Ich weiß nicht, wer es getan hat. Wozu ich mich äußern kann, ist, warum es passiert sein könnte und warum es wichtig und ausschlaggebend ist, diese massiven Bemühungen der nuklearen Bewaffnung [des Iran] zu stoppen. Sollte die Welt eines Morgens aufwachen und Teheran besitzt zwei, drei, oder fünf Nuklearwaffen, wäre das eine schreckliche neue Welt, eine alptraumhafte Welt für alle, für die Vereinigten Staaten, für Russland, für jeden", zeigte sich Bennett überzeugt.
Nach Ansicht des iranischen Leiters der iranischen Atomenergiebehörde Ali Akbar Salehi wird das Attentat den Fortschritt des Atomprogramms im Land weder aufhalten noch beeinträchtigen.
Der Weg Fachrisadehs wird jetzt erst recht noch intensiver fortgesetzt", so Salehi.
Derweil ist sich Bennett sicher, dass nun die Gefahr des "nuklearen Terrorismus" durch den Iran bestehe.
Es würde bedeuten, dass in der gesamten Region ein nuklearer Wettlauf beginnen würde, weil niemand mehr ohne solche Waffen sein wollen würde. Es würde bedeuten, dass Teheran, das den Terror in der ganzen Region und der Welt zementiert, weitermachen könnte, aber nicht mit regulären Terror, sondern mit nuklearem Terror. Das ist etwas, dem die Welt Einhalt gebieten muss", ergänzte der israelische Politiker.
Dann wartet Bennett mit einer eigenwilligen Logik auf und stellt die rhetorische Frage, warum der iranische Kernphysiker denn derartigen Schutz genossen habe.
Die eine Frage die ich stellen würde, ist: Wenn Fachrisadeh so ein harmloser Nuklearwissenschaftler war, warum fuhr er mit einer Autokolonne und Sicherheitspersonal durch Teheran, als wäre er eine ultrageheime Person? Wenn Sie nur mit zivilen nuklearen Aktivitäten zu tun haben, gibt es nicht zu verstecken. Warum versteckte er sich vor den IAEA-Inspektoren? Was hatte der Iran zu verstecken?
Seit 2010 beschuldigt die iranische Regierung Israel, für die Ermordung mehrerer iranischer Atomwissenschaftler verantwortlich zu sein.
Die Ajatollahs sind wie ein Oktopus, der seine Tentakel über die gesamte Region ausstreckt. Sie wollen eine regionale Hegemonie errichten", weiß Bennett zu berichten.
Nach der Ermordung des Nuklearphysikers hatte der Präsident des Iran Hassan Rohani Israel beschuldigt, als "Söldner" der USA zu handeln. Die "globale Arroganz" – gemeint sind die USA – sei mit Israel "als Söldner" für den Tod des Wissenschaftlers verantwortlich.
Ein amerikanischer Beamter – zusammen mit zwei weiteren Geheimdienstmitarbeitern – sagte, Israel stecke hinter dem Angriff auf den Wissenschaftler. Es war unklar, wie viel die Vereinigten Staaten im Voraus über die Operation gewusst haben mögen, aber die beiden Nationen sind die engsten Verbündeten und haben seit langem gemeinsame Informationen über den Iran, den Israel als seine potenteste Bedrohung betrachtet", war bei der New York Times zu lesen.
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