"Keine Nebenwirkungen": Israelische Forscher erzielen Durchbruch bei Krebsbehandlung

Israelische Wissenschaftler haben eine neue Methode der Krebsbehandlung unter Verwendung des CRISPR/Cas-Methode zur Genom-Manipulation erfolgreich an Mäusen getestet. Die Methode ist so zielgenau, dass sie sich nur auf Krebszellen auswirkt, während alles andere intakt bleibt.

Forscher der Universität Tel Aviv (TAU) haben in einer Studie bestätigt, dass die CRISPR/Cas9-Methode, ein neues Verfahren, welches DNA-Bausteine im Erbgut gezielt verändern kann, sehr wirksam auch zur Behandlung von metastasierenden Krebsarten ist. Es wurde ein neuartiges, auf Lipid-Nanopartikeln basierendes System zur Verabreichung entwickelt, das speziell auf Krebszellen abzielt und diese durch genetische Manipulation abtötet.

Das Verfahren, das ähnlich zu "kleinen Scheren" die DNA der metastasierenden Krebszellen durchschneidet, wirkt sich lediglich auf diese Krebszellen aus, während alle anderen, gesunden Zellen intakt bleiben. 

Die Technik wurde bereits an Mäusen getestet und könnte bereits innerhalb der nächsten zwei Jahre beim Menschen zur Anwendung gebracht werden, erklären die Wissenschaftler. In der Studie legten die Forscher den Fokus auf zwei der gefährlichsten Krebsarten – den metastasierenden Eierstock-Krebs und das Glioblastom, eine aggressive Art von Hirntumor. Beim Glioblastom sind die Lebenserwartung und Überlebensrate im Allgemeinen sehr gering. Laut der Studie führte die Injektion gegen das Glioblastom zu einer "Hemmung des Tumorwachstums um 50 Prozent" und zu einer "Verbesserung der Überlebensrate um 30 Prozent". Im Falle des Eierstock-Krebses wurde die "Überlebensrate um 80 Prozent" erhöht.

Professor Dan Peer, ein Tumorexperte der Universität Tel Aviv, erklärte, dass es "keine Nebenwirkungen" gebe. Dies sei weltweit die erste Studie zum Nachweis, dass die CRISPR/Cas-Methode zur Genommanipulation als effektive Krebsbehandlung am lebenden Tier eingesetzt werden kann. Es sei zu betonen, dass diese Methode keine Chemotherapie im herkömmlichen Sinn ist. Es gebe keine Nebenwirkungen, und eine auf diese Weise gezielt behandelte Krebszelle sollte nie wieder aktiv werden können. Die "Molekular-Schere" von Cas9 schneide vielmehr die DNA im Genom der Krebszelle, neutralisiere die ganze Zelle dadurch und verhindere dauerhaft ihre Replikation, also das Wachstum des Krebsgewebes durch Zellteilung. 

Der Nachweis der Wirksamkeit dieser Technologie ermöglicht zahlreiche neue Möglichkeiten für die Behandlung anderer Krebsarten sowie seltener genetischer Krankheiten und chronischer Viruserkrankungen, wie zum Beispiel auch AIDS. Nach Ansicht der Wissenschaftler müsse das Verfahren zwar "weiter entwickelt" werden, dennoch zeige die aktuelle Studie bereits, dass durch das erfolgreiche Abtöten der Krebszellen die CRISPR/Cas-Methode auch in diesem medizinischen Bereich eingesetzt werden kann.

"Es wird wahrscheinlich einige Zeit dauern, bis die neue Behandlung beim Menschen eingesetzt werden kann, aber wir sind optimistisch. Die gesamte Szene der molekularen Medikamente, die die Boten-RNA (genetische Botenstoffe) nutzen, floriert – tatsächlich basieren die meisten COVID-19-Impfstoffe, die derzeit entwickelt werden, auf diesem Prinzip. Als wir vor zwölf Jahren zum ersten Mal von Behandlungen mit mRNA sprachen, hielten die Menschen dies für Science-Fiction. Ich glaube, dass wir in naher Zukunft viele personalisierte Behandlungen auf der Grundlage genetischer Botenstoffe sehen werden – sowohl gegen Krebs als auch andere genetische Krankheiten. Über Ramot, die Technologietransfergesellschaft der TAU, verhandeln wir bereits mit internationalen Unternehmen und Stiftungen mit dem Ziel, die Vorteile der genetischen Bearbeitung für menschliche Patienten nutzbar zu machen."

Diese Studie von Wissenschaftlern der Universität Tel Aviv, der New York University und der Harvard Medical School wurde in der Zeitschrift Science Advances veröffentlicht.

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