Moderne Piraterie: USA verkaufen auf hoher See beschlagnahmtes iranisches Öl

Die Vereinigten Staaten sagten am Donnerstag, dass sie iranisches Öl, das auf dem Weg nach Venezuela beschlagnahmt wurde, für mehr als 40 Millionen Dollar verkauft hätten. Die Gewinne sollen in einen US-Fonds für Opfer des "staatlich geförderten Terrorismus" fließen.

Washington gab im August bekannt, dass es 1,1 Millionen Barrel Erdöl von vier Tankern, die sich von Iran in Richtung Venezuela befanden, beschlagnahmt habe. Beide Länder stehen auf der Sanktionsliste der USA. Nun gaben die Vereinigten Staaten am Donnerstag bekannt, dass sie das iranische Öl für mehr als 40 Millionen US-Dollar (Rund 34,4 Millionen Euro) verkauft hätten.

Allerdings bestritt Iran seinerzeit, dass die USA Treibstoff von iranischen Tankern beschlagnahmt hätten. Wenig überraschend erklärte der Sprecher des iranischen Außenministeriums Saeed Khatibzadeh nun, dass das Öl, das die USA verkauften, nicht Iran gehöre.

Nun, wie wir bereits sagten: Es gehörte uns nicht. Aber das Öl von jemand anderem ist mit Sicherheit gestohlen worden. Kein zivilisiertes Land gibt mit Diebstahl an", so Khatibzadeh.

Dessen ungeachtet verbuchen die USA den Verkauf als "Erfolg". "Wir schätzen, dass die Vereinigten Staaten im Zusammenhang mit dem Verkauf des Erdöls aus diesen vier Schiffen mehr als 40 Millionen US-Dollar zurückerhalten werden", sagte Michael Sherwin, der amtierende US-Staatsanwalt des District of Columbia, zu Journalisten am Telefon. Ein "großer Teil" davon werde in einen US-Fonds für die Opfer des "staatlich geförderten Terrorismus" fließen.

Die US-Justiz macht Iran für Terroranschläge verantwortlich und verlangt Schadenersatz. Im Juli dieses Jahres forderte ein Gericht Teheran auf, 879,1 Millionen US-Dollar (rund 755 Millionen Euro) für einen Bombenanschlag im saudischen Chobar im Jahr 1996 zu zahlen, bei dem 19 US-Soldaten getötet und 372 weitere Menschen verletzt wurden. Iran bestreitet eine Verantwortung für den Anschlag hartnäckig.

Venezuela verfügt zwar über die größten Ölreserven der Welt, trotzdem gibt es in dem südamerikanischen Land derzeit schwere Versorgungsengpässe bei Treibstoff wie auch bei anderen Gebrauchsgütern. Die Regierung von Präsident Nicolás Maduro macht dafür US-Sanktionen verantwortlich.

Am Donnerstag kündigte das US-Finanzministerium zudem weitere Sanktionen gegen acht Organisationen mit Sitz in Iran, China und Singapur wegen des Exports petrochemischer Produkte an. US-Präsident Donald Trump hatte sich 2018 von einem vom seinem Vorgänger Barack Obama ausgehandelten Deal abgewandt, in dessen Rahmen Iran sein Atomprogramm im Gegenzug für die Aufhebung der Sanktionen drastisch zurückschraubte.

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