Die brasilianische Überwachungsbehörde für Gesundheit Anvisa hat am Mittwoch einen Todesfall während der dritten Phase der klinischen Studie eines SARS-CoV-2-Vakzins gemeldet. Bei dem Präparat handelt es sich um den Impfstoff des britisch-schwedischen Pharmakonzerns AstraZeneca und der Universität Oxford. Anvisa hatte zuvor fast ein halbes Dutzend Tests dieser Art erlaubt. Tausende Freiwillige in Brasilien haben in den vergangenen Wochen eine Impfung erhalten.
Nach eigenen Angaben wurde die Anvisa über den Tod des Probanden bereits am 19. Oktober informiert. Obwohl die Todesursache zunächst unklar war, lautete die Empfehlung, die Tests fortzusetzen. Der Fall werde derzeit geprüft, hieß es.
AstraZeneca wollte den Fall auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur dpa zunächst nicht konkret kommentieren, verwies aber darauf, dass alle erforderlichen Überprüfungsverfahren eingehalten worden seien. In einer Erklärung des für die Studie in Rio de Janeiro und Salvador zuständigen Instituto D'Or hieß es:
Die rigorose Analyse der bisher gesammelten Daten hat keine Zweifel an der Sicherheit der Studie aufkommen lassen und ihre Fortführung wird empfohlen.
Aus Datenschutzgründen ließ Anvisa die Frage unbeantwortet, ob der gestorbene Freiwillige den Wirkstoff oder das Placebo injiziert bekommen hatte. Trotzdem berichteten örtliche Medien unter Berufung auf informierte Kreise, dass der 28-Jährige ein Placebo erhalten haben soll. Auch die Nachrichtenagentur Bloombergberichtete unter Berufung auf eine anonyme Quelle, dass der Proband während der Studie kein Vakzin bekommen habe. Das brasilianische Nachrichtenportal G1 schrieb, dass der gestorbene Proband aus Rio de Janeiro stamme. Der 28-jährige Arzt João Pedro Feitosa sei an Komplikationen im Zusammenhang mit der Krankheit COVID-19 gestorben.
AstraZeneca hatte die klinische Studie für seinen SARS-CoV-2-Impfstoff im September vorübergehend gestoppt. Offenbar nicht zum ersten Mal. Das Vakzin AZD1222 zählte bis dahin zu den aussichtsreichen Kandidaten unter den potenziellen Corona-Vakzinen. Sollte sich ein Zusammenhang zwischen dem Impfstoff und dem Tod des Probanden herausstellen, wäre dies ein schwerer Schlag für das Projekt.
Die EU hatte bereits mit AstraZeneca einen Rahmenvertrag über die Lieferung von Impfdosen geschlossen. Dem Bundesgesundheitsministerium zufolge sollten 54 Millionen Impfstoffdosen auf Deutschland entfallen. Das würde nach Angaben von Ressortchef Jens Spahn zunächst für rund 27 Millionen Menschen reichen.
Die dritte Phase der klinischen Studie des Impfstoffs läuft in Brasilien seit Juni. Schätzungsweise 8.000 Freiwillige haben sich hieran bereits beteiligt. In dem mit rund 210 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Land Lateinamerikas breitet sich das Virus noch immer aus. Seit dem Ausbruch der Pandemie zählt Brasilien insgesamt fast 5.274.000 Corona-Fälle und rund 154.000 Tote im Zusammenhang mit der Krankheit COVID-19.
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(rt/dpa)