Das US-Außenministerium hat Aserbaidschan und Armenien nachdrücklich aufgefordert, "die Feindseligkeiten sofort einzustellen", nachdem aserbaidschanische Streitkräfte eine Offensive in Bergkarabach gestartet hatten. In einer Pressemitteilung am Sonntag erklärte das US-Außenministerium:
Die Vereinigten Staaten verurteilen diese Eskalation der Gewalt auf das Schärfste.
Der stellvertretende Sekretär Stephen Biegun forderte beide Seiten auf, "die Feindseligkeiten unverzüglich einzustellen, die bestehenden direkten Kommunikationswege zu nutzen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden und wenig hilfreiche Rhetorik und Handlungen zu unterlassen".
Die Feindseligkeiten zwischen Aserbaidschan und der von Armenien unterstützten Region Bergkarabach brachen aus, nachdem aserbaidschanische Streitkräfte am Sonntagmorgen eine Offensive gestartet hatten. Baku verkündete, es reagiere auf den Beschuss seiner Streitkräfte, aber Jerewan wies die Rechtfertigung zurück und beschuldigte Aserbaidschan, den wackeligen Waffenstillstand zu brechen.
Die USA sind nicht die einzige Weltmacht, die zur Zurückhaltung aufruft. Am Sonntag forderte der russische Präsident Wladimir Putin nach einem Telefongespräch mit dem armenischen Premierminister Nikol Paschinjan ein Ende aller Militäraktionen in Bergkarabach. Während des Telefongesprächs bat Paschinjan ausländische Mächte, sich aus dem Konflikt herauszuhalten. Zudem verurteilte er das aggressive Verhalten der Türkei in der Region.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan versprach, zur Verteidigung seiner aserbaidschanischen Brüder alle zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen. Er bezeichnete Armenien als "die größte Bedrohung für Frieden und Ruhe in der Region".
Russland und die USA teilen sich den Vorsitz in der Minsker Gruppe der OSZE, die im Jahr 1992 einberufen wurde, um eine Lösung für den Bergkarabach-Konflikt zu finden. Der Konflikt selbst begann, als sich die Region Ende der 1980er-Jahre mit Unterstützung Jerewans von Aserbaidschan löste. Die Türkei ist zwar ebenfalls Mitglied der Gruppe, war aber auch schon ein Verbündeter Aserbaidschans, bevor die Gruppe zusammenkam und im Jahr 1993 ein Wirtschaftsembargo gegen Armenien verhängte.
Sowohl Armenien als auch Aserbaidschan berichteten den ganzen Sonntag über ihre eigenen militärischen Siege und veröffentlichten Videos ihrer Angriffe im Internet. Etwa zwei Dutzend Menschen sollen getötet worden sein.
Mehr zum Thema - Konflikt um Bergkarabach – Laue Reaktionen aus EU