Konflikt um Bergkarabach – Live-Updates

Der Konflikt um die umstrittene Region Bergkarabach ist am Sonntag erneut aufgeflammt. Es gibt widersprechende Berichte über Opfer auf beiden Seiten und andauernde militärische Operationen. Verschiedene Staaten, darunter Russland, rufen zu einem Waffenstillstand auf.

27.09.2020 21:24 Uhr

Liebe Leserinnen und Leser, für heute beenden wir unsere Live-Updates zum Konflikt in Bergkarabach. Ab morgen können Sie wieder auf unserer Seite die Entwicklungen zu diesem Thema verfolgen.

UN-Generalsekretär António Guterres hat Jerewan und Baku aufgefordert, die Kämpfe sofort einzustellen. Dies gab Stefan Dujarrik, offizieller Vertreter des UN-Generalsekretärs, in einem Kommentar bekannt. RIA Nowostizitiert:

Der Generalsekretär ist äußerst besorgt über die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten entlang der Kontaktlinie in der Konfliktzone Bergkarabach. Er verurteilt die Anwendung von Gewalt und bedauert den Verlust von Menschenleben und die zivilen Opfer. Der Generalsekretär fordert die Parteien nachdrücklich auf, die Feindseligkeiten unverzüglich einzustellen, die Spannungen abzubauen und unverzüglich zu konstruktiven Verhandlungen zurückzukehren.

Armenien hat beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) einen Antrag gestellt, um Aserbaidschan zu zwingen, vermeintlichen Militäroperationen gegen Zivilisten in Bergkarabach einzustellen, sagte der Vertreter des Landes vor dem Gericht am Sonntag.

Die Republik Armenien hat beim EGMR einen Antrag auf Anwendung einer vorläufigen Maßnahme gemäß Artikel 39 der Verfahrensordnung des Gerichtshofs gestellt: Zur Einstellung militärischer Angriffe auf Siedlungen von Zivilisten entlang der gesamten Kontaktlinie der Streitkräfte Armeniens und der Armee von Arzach (Bergkarabach). Zur Einstellung wahlloser Angriffe. Zur Einstellung der Angriffe gegen die Zivilbevölkerung, zivile Objekte und Siedlungen ", hieß es in einem Beitrag auf der Facebook-Seite des Vertreters Armeniens vor dem EGMR.

Bei den schwersten Kämpfen zwischen Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach seit 2016 sind am Sonntag zahlreiche Menschen getötet worden. Die Behörden von Bergkarabach erklärten, 16 ihrer Militärs seien bei einem aserbaidschanischen Angriff gestorben und mehr als 100 verletzt worden. Aus Aserbaidschan hieß es, fünf Mitglieder einer Familie seien durch einen Angriff Armeniens ums Leben gekommen. (Reuters)

Der aserbaidschanische Präsident Ilham Alijew hat wegen der Verschärfung des Bergkarabachkonflikts ein Dekret über die Einführung des Kriegsrechts im ganzen Land ab dem 28. September unterzeichnet.
Es wird auch in Aserbaidschan eine Ausgangssperre eingeführt. Sie gilt von 20:00 bis 05:00 Uhr (Moskauer Zeit). Jedoch hat das Land keine allgemeine Mobilisierung verkündet.

Derweil sprach der armenische Ministerpräsident Nikol Paschinjan in einer Rede davon, dass Aserbaidschan einen Krieg gegen die "Unabhängigkeit, Freiheit und Würde" Armeniens erklärt habe. Das armenische Volk sei für diesen Krieg bereit.  

Unter den Opfern bei Gefechten in der Unruheregion Bergkarabach im Südkaukasus seien nach Angaben des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) auch Zivilisten. Die Organisation appellierte am Sonntag an alle Seiten des Konflikts, die Bevölkerung und die Infrastruktur im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht zu schützen. Das IKRK ist seit 1992 in der Region und hilft Menschen, die an der Demarkationslinie zwischen Armenien und Aserbaidschan leben. Es vermittelt zwischen den Konfliktparteien. Am Sonntag war dort die Gewalt eskaliert.

Das 1863 gegründete IKRK ist eine neutrale Organisation, die die Opfer von bewaffneten Konflikten schützt. Es wacht über die Einhaltung des humanitären Völkerrechts, etwa die respektvolle Behandlung von Gefangenen. Es vermittelt auch zwischen Konfliktparteien und koordiniert humanitäre Noteinsätze. Die Schwesterorganisation ist die Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften, die vor allem bei Katastrophen zum Einsatz kommt. (dpa)

Das griechische Außenministerium hat erklärt, dass Griechenlands Außenminister Nikos Dendias in einem Telefongespräch mit seinem armenischen Amtskollegen Sohrab Mnatsakanyan die "starken Bände der Freundschaft zwischen Griechenland und Armenien" bekräftigte. Dendias zufolge ist Griechenland bereit, Anstrengungen für eine sofortige Deeskalation zu unterstützen.

Mittlerweile liegen weitere angebliche Videos vor, die die Gefechte um die umstrittene Region Bergkarabach zeigen sollen.

Das erste Video soll einen aserbaidschanischen Angriff auf armenische Stellungen zeigen.

Das zweite Video zeigt wiederum, wie armenische Streitkräfte angeblich armenische Militärfahrzeuge zerstören.

Der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu hat auf Twitter die Unterstützung der Türkei für Aserbaidschan bekräftigt. Armenien habe, so Çavuşoğlu, "erneut das Maß überschritten". Dieses Mal erhalte Jerewan die Antwort darauf "auf dem Feld". Die Türkei stehe sowohl "im Feld als auch am (Verhandlungs-)Tisch" an der Seite Aserbaidschans.

Auf Initiative der armenischen Seite hat Wladimir Putin ein Telefongespräch mit dem armenischen Ministerpräsidenten Nikol Paschinjan geführt, wie Moskau mitteilte.

Die drastische Verschärfung der Lage in der Konfliktzone Bergkarabach wurde diskutiert. Die russische Seite äußerte sich ernsthaft besorgt über die Wiederaufnahme groß angelegter Kämpfe. Es wurde festgestellt, dass es jetzt wichtig ist, alle notwendigen Anstrengungen zu unternehmen, um eine weitere Eskalation der Konfrontation zu verhindern, und dass es vor allem notwendig ist, die militärischen Operationen zu stoppen.

Derweil führte der aserbaidschanische Außenminister Ceyhun Bayramow auf Initiative der Gegenseite ein Telefongespräch mit dem russischen Außenminister Sergei Lawrow, wie die Agentur TASS berichtete. Bayramow sagte, dass die armenischen Streitkräfte am 27. September, nachdem sie den "Waffenstillstand eklatant verletzt" hätten, auf aserbaidschanische Stellungen entlang der Kontaktlinie mit großkalibrigen Waffen, Mörsern und Artilleriegeschützen geschossen hätten.

Lawrow brachte seine Besorgnis über die derzeitige Lage in der Region zum Ausdruck und stellte die Bedeutung der Wiederherstellung des Waffenstillstands fest.

Das aserbaidschanische Milli Majlis (Parlament) verabschiedete am Sonntag in einer Dringlichkeitssitzung eine Resolution über die Einführung des Kriegsrechts in einer Reihe von Städten und Bezirken. Dies meldet TASS mit Verweis auf die in Baku ansässige Nachrichtenagentur APA.

Das Parlament verabschiedete eine Resolution zur Einführung des Kriegsrechts in einer Reihe von Städten und Bezirken des Landes", berichtete die APA. Die eigentliche Entscheidung jedoch muss innerhalb von 48 Stunden vom Präsidenten genehmigt werden.

Der Abgeordnete Hikmet Babaoğlu gab bekannt, dass in den jeweils betroffenen Städten und Bezirken eine Ausgangssperre eingeführt werden soll. "Die Befugnis, die Ausgangssperre zu verhängen, ist nun dem Innenministerium übertragen worden".

Das iranische Außenministerium hat in einer Erklärung sowohl Aserbaidschan als auch Armenien dazu aufgerufen, Zurückhaltung zu üben angesichts der jüngsten militärischen Eskalation im Gebiet Bergkarabach. Teheran forderte eine umgehende Beendigung der Gefechte und die Einleitung eines Dialoges zwischen beiden Staaten. Iran sei bereit, dabei zu helfen.

Armeniens Premierminister Nikol Paschinjan warnte vor einer Eskalation des Konflikts um Bergkarabach über die Region des Südkaukasus hinaus, wenn die Türkei sich einmischen sollte:

Ich fordere die Minsker Gruppe der OSZE und die gesamte internationale Gemeinschaft auf, sich auf den Ernst der Lage zu konzentrieren. Wir stehen vor einem Krieg auf breiter Front im Südkaukasus, der die unvorhersehbarsten Folgen haben könnte. Der Krieg könnte sich über die Grenzen der Region hinaus ausbreiten und größere Maßstäbe annehmen. Ich fordere die internationale Gemeinschaft auf, alle Hebel in Bewegung zu setzen und zu verhindern, dass die Türkei in den Konflikt verwickelt wird", erklärte der armenische Premierminister Paschinjan in seiner Ansprache an die Bürger seines Landes."

James Appathurai, der Sonderbeauftragte des NATO-Generalsekretärs für den Kaukasus und Zentralasien, hat in einer Erklärung die Besorgnis der Militärallianz über die "Berichte von großflächigen" Gefechten zwischen armenischen und aserbaidschanischen Streitkräften ausgedrückt. Er rief beide Seiten dazu auf, die Gefechte "sofort" einzustellen. Es gebe für den Konflikt keine "militärische Lösung". Zudem erklärte er, dass die Konfliktparteien Verhandlungen für eine friedliche Lösung wieder aufnehmen sollten. Die NATO unterstütze die Bemühungen der Minsker Gruppe der OSZE.

Der Außenbeauftragte der Europäischen Union, Josep Borrell, hat auf Twitter die Situation in der Region Bergkarabach als "besorgniserregende Eskalation" bezeichnet. Im Namen der EU rief er zu einer sofortigen Einstellung der Kampfhandlungen, einer Deeskalation und zur strikten Befolgung des Waffenstillstandes auf. Eine Rückkehr zu Verhandlungen unter Obhut der Minsker Gruppe der OSZE sei dringend nötig.

Der Chefredakteur einer AKP-nahen türkischen Zeitung hat in einem Twitter-Posting erklärt, dass eine Rakete "versehentlich" in das Zentrum der armenischen Hauptstadt Jerewan einschlagen müsse. Als Reaktion auf den vermeintlichen Angriff Armeniens auf Aserbaidschan müsse die Türkei reagieren, da dies in Wahrheit ein Angriff auf die Türkei sei.

Das aserbaidschanische Militär hat behauptet, dass es mehrere verlassene Orte in Bergkarabach einnahm. Jerewan dementierte dies umgehend.