Entspannung im Mittelmeer-Konflikt? Erdoğan verkündet Gesprächsbereitschaft

Zuletzt eskalierte der Streit um die Erdgasvorkommen und das Seerecht im Mittelmeer zwischen den Anrainerstaaten bedrohlich. Doch jetzt scheint eine zumindest zeitweilige Entspannung in Sicht. Daran soll auch Bundeskanzlerin Merkel mitgewirkt haben.

Nach einer Telefonkonferenz mit der Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem EU-Ratspräsidenten Charles Michel gab das Kommunikationsamt der türkischen Präsidialverwaltung am Dienstagnachmittag bekannt, dass die Türkei und Griechenland bereit sind, Sondierungsgespräche zu führen.

Erdoğan erklärte bei den Gesprächen, dass das Momentum zur Entschärfung der Situation im östlichen Mittelmeer und zur Nutzung der Dialogkanäle durch gegenseitige Schritte gewahrt bleiben müsse. Die Türkei habe stets den Dialog und die Verhandlungsbereitschaft betont, trotz zahlreicher Provokationen.

Der türkische Präsident lobte die Vermittlungsbemühungen Deutschlands. Wie sich die Sondierungsgespräche entwickeln, hänge nun von den weiteren Schritten Griechenlands ab. Er schlug eine regionale Konferenz aller beteiligten Parteien vor, einschließlich der türkischen Zyprioten. Eine derartige Konferenz werde konstruktive Resultate im Interesse aller liefern. Gesunde Beziehungen zwischen der EU und der Türkei würden zur Lösung regionaler Probleme beitragen.

Im östlichen Mittelmeer brodelt schon seit Jahren ein Konflikt zwischen Griechenland, Zypern und der Türkei um die ausschließlichen Wirtschaftszonen der jeweiligen Staaten, der wiederum mit der Frage nach den Rechten an den im Mittelmeer vermuteten und mittlerweile nachgewiesenen Erdgasvorräten verbunden ist.

Ende August hatte die EU der Türkei ein Ultimatum gesetzt, nachdem die Türkei wiederholt Erkundungsschiffe in die mit Zypern umstrittene Region geschickt hatte. Der europäische Staatenbund forderte die Türkei auf, die Erdgassuche dort einzustellen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hatte zusätzliche Sanktionen in Aussicht gestellt, sollte die Türkei nicht einwilligen. Griechenland und Zypern fordern bereits seit einiger Zeit schärfere Maßnahmen. Erst am Montag hatte die zypriotische Regierung sogar EU-Sanktionen gegen Weißrussland blockiert – mit der Begründung, dass die EU zuerst Sanktionen gegen die Türkei beschließen möge.

Bereits im Jahr 2019 hatte die EU beschlossen, EU-Finanzmittel an die Türkei zu kürzen und Gespräche über ein Luftverkehrsabkommen auszusetzen. Im Februar dieses Jahres beschlossen die EU-Staaten zudem, Einreiseverbote und Vermögenssperren gegen die Türkei zu verhängen.

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