75. Geburtstag der Vereinten Nationen: Kommt es zum Showdown zwischen USA und China?

Mit Spannung werden die Videoreden der Mächtigen zum Auftakt der UN-Generaldebatte erwartet: Trump, Xi, Putin, Macron, Rohani und Erdoğan. Wenige Wochen vor den Präsidentschaftswahlen in den USA stellt sich auch die Frage, ob Trump das Ereignis für seinen Wahlkampf nutzen wird.

Als die Vereinten Nationen vor 75 Jahren gegründet wurden, hätten sich die Gründerstaaten sicherlich nicht ein so bescheidenes und teilweise gespaltenes Jubiläum gewünscht. Nicht nur die weltweite COVID-19-Pandemie prägt die virtuelle Zusammenkunft der Staatenlenker. Die Generaldebatte findet in diesem Jahr vor diesem Hintergrund in einer noch nie dagewesenen Form statt. Der Festakt begann gestern, doch heute (ab 15.00 Uhr MESZ) sprechen die Vertreter aller Mitgliedsstaaten – inzwischen 193 an der Zahl – nicht wie üblich im UN-Hauptquartier in New York, sondern in vorab aufgezeichneten Videobotschaften. 

Entgegen der Ankündigung fehlte US-Präsident Donald Trump. Er ließ sich durch die stellvertretende amerikanische UN-Botschafterin Cherith Norman Chalet vertreten – dies sahen einige Beobachter als Affront gegen die UN, die der US-Präsident seit Jahren sehr kritisch bewertet. Zum Beginn der diesjährigen Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York wird heute ein indirekter Schlagabtausch zwischen den USA und China erwartet.

Trump hatte für seine am Montag aufgezeichnete Videobotschaft "eine starke Botschaft an China" angekündigt. Diese soll bei der größtenteils virtuellen Veranstaltung der Vereinten Nationen heute Nachmittag vor der Vollversammlung abgespielt werden. Die Botschaft von Chinas Präsident Xi Jinping folgt vorläufigen Angaben zufolge etwa 20 Minuten später. Weil sie ebenfalls aufgezeichnet sein wird, ist eine direkte Bezugnahme ausgeschlossen.

Trump könnte dabei nur wenige Wochen vor der US-Wahl zudem auch Iran angreifen, nachdem seine Regierung am Montag neue US-Sanktionen gegen das Land angekündigt hatte. Der iranische Präsident Hassan Rohani wird heute ebenfalls sprechen. Zum Auftakt werden auch Reden von Kremlchef Wladimir Putin, Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan erwartet.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel beschwor in ihrer Videorede Einigkeit und Reformbereitschaft der Welt-Organisation. "Die Vereinten Nationen können letztlich nur so gut sein, wie ihre Mitglieder sich einig werden", sagte Merkel. "Zu oft ist der UN-Sicherheitsrat blockiert, wenn es auf klare Entscheidungen ankommt. Wir brauchen Reformen."

Die ansonsten hochrangigen Vertreter beteuerten die Bedeutung der Vereinten Nationen – verlangten aber auch Reformen.

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(rt/dpa)