Ostdeutsche arbeiten mehr und verdienen weniger – Lebenseinkommen von Frauen und Männern ungleich

Auch 30 Jahre nach der Wende verdienen Beschäftigte im Osten weniger als im Westen. Einer der Gründe dafür ist laut Linke-Politikerin Zimmermann das fehlende Einhalten der Tarifverträge. Löhne und Gehälter sind bundesweit zwischen Männern und Frauen ebenfalls ungleich.

Schaut man auf den Arbeitsmarkt, verläuft noch immer eine Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland nämlich bei Einkommen und Arbeitszeit. Arbeitnehmer in Ostdeutschland verdienen weniger und arbeiten länger als die Beschäftigten in Westdeutschland.

So leisteten Arbeitnehmer in Ostdeutschland zuletzt über alle Wirtschaftsbereiche hinweg pro Jahr 63 Arbeitsstunden mehr als die Arbeitnehmer in Westdeutschland. In Ostdeutschland kamen demnach im Jahr 2018 1.390 Arbeitsstunden auf einen Arbeitnehmer – in Westdeutschland 1.327. Im verarbeitenden Gewerbe waren es im Jahr 2018 1.433 geleistete Arbeitsstunden je Arbeitnehmer im Westen und 1486 im Osten – somit 53 mehr im Osten.

Zimmermann: Ein wesentlicher Schlüssel für die weitere Angleichung die Stärkung von Tarifverträgen und Tarifbindung

Die Bruttomonatsverdienste im produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich liegen in Ostdeutschland mit durchschnittlich 2.833 Euro immer noch deutlich niedriger als die in Westdeutschland. Hier sind es 3.371 Euro. Diese Zahl stammt von Ende 2019 und zeigt die Lage bei vollzeit-, teilzeit- und geringfügig beschäftigten Arbeitnehmern. Im verarbeitenden Gewerbe ist der Unterschied mit 3.073 Euro im Osten und 4.322 Euro im Westen noch größer.

Die Linken-Abgeordnete Sabine Zimmermann, die die Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder ausgewertet hat, sagte der dpa:

Die Spaltung am Arbeitsmarkt hält auch 30 Jahre nach der Wende an.

Zimmermann unterstützte die Forderungen der Gewerkschaften in den Tarifrunden, etwa für die Metall- und Elektroindustrie in Ostdeutschland. "Ein wesentlicher Schlüssel für die weitere Angleichung ist die Stärkung von Tarifverträgen und Tarifbindung, die im Osten deutlich schwächer als im Westen ist." Die Bundesregierung müsse sich für eine höhere Tarifbindung einsetzen, insbesondere durch verbesserte Regelungen zur Erklärung der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen.

 Ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern in Deutschland

Neben der Lücke zwischen Ost und West klafft auch eine weitere zwischen dem Einkommen von Männern und Frauen in Deutschland. Über das gesamte Erwerbsleben hinweg verdienen Frauen in Deutschland nur etwa halb so viel wie Männer. Das fand eine von der Bertelsmann Stiftung geförderte Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Freien Universität Berlin heraus, die zum Internationalen "Tag für gleiche Bezahlung" am Dienstag veröffentlicht wurde.

Im Westen liege das erwartete Lebenserwerbseinkommen im Schnitt bei rund 830.000 Euro für Frauen, Männer kommen auf durchschnittlich etwa 1,5 Millionen Euro. In Ostdeutschland sei von rund 660.000 Euro für Frauen und knapp 1,1 Millionen Euro für Männer auszugehen.

Der Hauptgrund für die Minderung des Lebenseinkommens sind Kinder – und zwar deutlich bei Müttern, selten bei Vätern, so die Studie. Überwiegend Mütter nehmen wegen des Nachwuchses eine Auszeit vom Arbeitsmarkt. Zudem sei Teilzeit für Frauen im Haupterwerbsalter zwischen 30 und 50 die "dominante Erwerbsform". Mütter, die heute Mitte 30 sind, könnten mit einem Erwerbseinkommen von 580.000 Euro (West) und 570.000 Euro (Ost) im Laufe ihres Lebens rechnen. Es gebe keinen nennenswerten Unterschied zwischen Müttern jüngerer und älterer Jahrgänge. Bei kinderlosen Frauen näherten sich die Einkommen denen der Männer aber an.

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