Horst Seehofer zu Tiergarten-Mord: "Begründete Hoffnung auf Unterstützung von russischer Seite"

Der Mord im Tiergarten an einem Georgier führte zu einer diplomatischen Krise zwischen Berlin und Moskau. Deutschland wirft Russland vor, nicht kooperieren zu wollen, und übergab die Ermittlungen der Generalbundesanwaltschaft. Diplomaten auf beiden Seiten wurden ausgewiesen.

Zwei russische Diplomaten wurden von deutscher Seite ausgewiesen. Als Begründung diente der Vorwurf, Moskau kooperiere nicht bei der Aufklärung des Mordes an dem Georgier im Tiergarten am 23. August 2019. Zudem vermute man staatliche Stellen in Russland oder der Teilrepublik Tschetschenien hinter dem Mord. Selimchan Changoschwili alias Tornike K. wurde im Kleinen Tiergarten ermordet. Changoschwili war Tschetschene, kämpfte im Tschetschenienkrieg, und hatte die georgische Staatsbürgerschaft inne. Den russischen Behörden war Changoschwili durch seine blutige Vergangenheit im Tschetschenienkrieg bereits bekannt. 

Mehr zum Thema - Selimchan Changoschwili: Frauenheld, Spion, Islamist oder Gefährder?

Der Täter schoss ihm von einem Fahrrad aus in den Kopf. Der in Untersuchungshaft sitzende Hauptverdächtige schweigt seither. Ohne Aussicht auf Schlichtung wies Moskau seinerseits zwei deutsche Diplomaten aus.

Außenminister Heiko Maas überraschte die Reaktion der russischen Seite nicht: 

Innenminister Horst Seehofer zeigt sich zuversichtlich, dass beide Seiten bald zur Klärung des Falles zusammenfinden werden: 

Es gibt die begründete Hoffnung auf eine Unterstützung unserer Ermittlungen und auf belastbare Hinweise von der russischen Seite. Unsere Behörden nutzen ihre verlässlichen Kanäle zu den russischen Partnern. 

Hierzu soll auch ein Sicherheitsbeamter aus Berlin nach Moskau gereist sein. Bundeskanzlerin Angela Merkel sprach allein von einem Anfangsverdacht in Bezug auf den Mord. Sie geht davon aus, dass die russische Seite hierzu Informationen bereitstellen werde. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte versichert, dass sein Land bei der Aufklärung helfen werde. Dabei kritisierte er die Haltung der Deutschen. Putin verwies darauf, dass der erschossene Georgier ein Militanter gewesen sei:

Bei nur einer der Aktionen, an denen er beteiligt war, wurden 98 Menschen durch ihn getötet. Er war einer der Organisatoren der Explosionen in der Moskauer U-Bahn.

Aber ich stimme der Kanzlerin zu, dass wir das herausfinden müssen. Wir werden unser Bestes tun, um dies zu klären und unseren deutschen Kollegen zu helfen.

Mehr zum ThemaDeutschlands Skripal-Fall? Der Mord im Tiergarten und journalistische Schnellschüsse