Nach zahlreichen Beschwerden: Berliner Behörden verbieten Soldaten-Darsteller am Checkpoint Charlie

Manche Besucher Berlins, die sich schon immer ein Erinnerungsfoto mit den "US-Soldaten" am ehemaligen Grenzübergang Checkpoint Charlie gewünscht haben, werden nun wohl enttäuscht sein. Denn ab sofort dürfen die Darsteller in Militär-Uniform nicht mehr Posten schieben.

Das Verbot soll auf eine verdeckte Polizeikontrolle zurückzuführen sein, bei der zahlreichen Beschwerden von Bürgern und Touristen über aggressives Verhalten der Männer nachgegangen wurde, berichtete die Zeitung Bild unter Berufung auf das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg.

Unter anderem stellten die als Touristen verkleideten Polizisten fest, dass die Schauspieler vier Euro für jeden Schnappschuss mit ihnen am Kontrollhäuschen forderten, was zum Teil als "regelrechte Nötigung" zu empfinden war. Auf diese Weise sollen die falschen Soldaten täglich bis zu 5.000 Euro verdient haben, was auch durch den Verkauf von Scheinvisa mit falschen Stempeln möglich gewesen sei.

Nach Angaben der Zeitung wies der Betreiber der Dienstleistung alle Vorwürfe der illegalen Bereicherung seiner Angestellten zurück und rechtfertigte deren Geldeinnahmen durch freiwillige Spenden der Touristen.

Das plötzliche Aus verstehen wir nicht. Ich musste sechs Kollegen entlassen,

erklärte Tom Luszeit, Chef des Unternehmens Dance Factory, für das die kostümierten Wachmänner arbeiteten. Er fügte hinzu, den Kampf nicht aufgeben zu wollen.

Der ständig wachsende Wirbel um den früheren Grenzkontrollpunkt als eines der bekanntesten Wahrzeichen des Kalten Krieges sorgt bei deutschen Bürgern bereits seit Jahren für Entsetzen. Unter anderem gab der Geschäftsführer der Tourismuszentrale Visit Berlin, Burkhard Kieker, in einem Interview mit dem Tagesspiegel zu, dass der Zustand am Checkpoint Charlie ein "Dorn im Auge" sei und man verhindern müsse, dass Berlin "zu einer Art Disneyland" werde.

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