Der deutsche Wald ist in einem alarmierenden Zustand angesichts der vielen Bäume, die sich in entlaubte und morsche Holzskelette verwandeln.
Mehr als 180.000 Hektar Wald sind aufgrund von Dürre und Schädlingen sowie aufeinanderfolgenden Bränden tödlich geschädigt. Dies veranlasste Bundeskanzlerin Angela Merkel dazu, am Mittwoch einen "Nationalen Waldgipfel" einzuberufen.
Durch zwei enorm heiße und regenarme Sommer hatten sich die Bäume nicht mit genügend Wasser versorgen können. Derart durch Klimastress geschwächt sind sie nicht mehr in der Lage, sich gegen Schadinsekten erfolgreich zur Wehr zu setzen.
So hat der berüchtigte Borkenkäfer leichtes Spiel, die Stämme der von ihm befallenen Bäume mit einem Labyrinth von Gängen zu durchlöchern.
Der Borkenkäfer frisst die Rinde und legt Eier hinein", erklärt Arne Barkhausen, Förster im Welzower Wald, 100 Kilometer südlich von Berlin. "Die Larven beginnen, den Stamm zu fressen und blockieren die Nährstoffbahnen des Baumes, der dann in etwa vier Wochen stirbt."
Die Forstwirtschaft fordert einen umfassenden "Pakt für den Wald", um die drastischen Schäden druch Dürre und Borkenkäfer in den Griff zu bekommen. Die von allen verursachten Klimaveränderungen hätten maßgeblich zu diesem Drama beigetragen, sagte der Präsident des Verbands der privaten Waldeigentümer (AGDW), Hans Georg von der Marwitz, am Mittwoch in Berlin. Das Thema anzugehen, sei daher auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Beschädigtes Holz müsse rasch beseitigt und eine große Wiederaufforstung gestartet werden. Dafür sei insgesamt von Kosten von rund zwei Milliarden Euro auszugehen.
Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner hat Nothilfe für den deutschen Wald angekündigt. Von Bundesseite sind nach jetzigem Verhandlungsstand in der Regierung zusätzliche 547 Millionen Euro in den kommenden vier Jahren zu erwarten, wie die CDU-Politikerin am Mittwoch beim "Nationalen Waldgipfel" in Berlin sagte. Dazu sollten ergänzende Mittel der Länder fließen, so dass insgesamt bis zu 800 Millionen Euro zusammenkommen können. Die Ministerin betonte, es gehe nicht darum, dass der Bund Schäden ersetze, sondern um Hilfen bei der Wiederaufforstung und eine bessere Anpassung an den Klimawandel.
Die Grünen fordern eine "ökologische Waldwende". Von dramatischen Schäden der Klimakrise seien "naturferne Nadelholzplantagen" aus Fichten und Kiefern besonders betroffen, sagte Klimaexpertin Lisa Badum der Deutschen Presse-Agentur.
Zu wenig Regen, extreme Hitze und Dürreperioden verlangen einen Wald, der besser gewappnet ist und seine wichtigsten Dienste optimal leisten kann: Luft filtern, Wasser speichern, Boden schützen und besonders CO2 (Kohlendioxid) binden.
Nötig sei daher ein Umbau zu Laubmischwäldern mit heimischen Bäumen. Mindestens zehn Prozent der öffentlichen Wälder sollten zudem zu Urwäldern werden, also "echten Öko-Wäldern" ohne Bewirtschaftung.
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(RT Deutsch / dpa)