Deutschland 2018: Angriffe auf Muslime waren weniger, aber gewalttätiger – wegen Chemnitz?

Zwar ist die Zahl der Übergriffe auf Muslime mit 578 dieses Jahr geringer als 2017, jedoch nahm die Gewalt zu. Insgesamt 40 Menschen wurden verletzt. Dies ergab eine Anfrage der Linken. Die Partei macht die Krawalle von Chemnitz für die Gewalt verantwortlich.

Waren es in den ersten neun Monaten 2017 noch 780 islamfeindliche Straftaten, gab es im gleichen Zeitraum diesen Jahres nur 578. Die Taten wurden vornehmlich von Rechtsextremen begangen. Die Linke hatte eine Anfrage an das Bundesinnenministerium gestellt, wonach diese Zahlen öffentlich gemacht wurden. Diese hält die Zahlen für vorläufig, es werde noch zu zahlreichen Nachmeldungen von Straftaten kommen.

Ulla Jelpke, innenpolitische Expertin der Linken, sieht die Schuld in den Ereignissen in Chemnitz: 

Das dürfe auch den bundesweit ausstrahlenden Schockwellen der rechtsextremen Krawalle von Chemnitz geschuldet sein. 

Unter den Straftatbeständen finden sich Beleidigungen, Beschimpfungen, Nötigungen, Schmierereien und Sachbeschädigungen wieder. 2018 aber wurden zwischen Januar und September 40 Menschen verletzt, im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum nur 27 und im gesamten Jahr 32. Die antisemitischen Delikte lagen 2017 bei 1453, so die Zahlen der Polizei. Darunter 32 Gewalttaten, 898 Fälle von Volksverhetzung und 160 Sachbeschädigungen. Der Großteil der Täter stammte auch hier aus dem rechtsextremen Milieu, 33 Taten wurden von nicht deutschen Staatsangehörigen begangen, 25 von Muslimen mit Judenhass. 

Im September wurde die Al-Nour-Moschee in Hamburg durch Schmierereien beschädigt. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek kommentiert:

Unsere Moscheen scheinen angesichts der starken Zunahme an Übergriffen auf muslimische Gotteshäuser nicht mehr sicher zu sein. Letzten Freitag erst ist ein bekannter Pegida-Aktivist in Dresden, der ein Bombenschlag auf einer Dresdener Moschee verübte, verurteilt worden. Der Staat muss wehrhaft bleiben, viele Muslime sind verunsichert.

Ende August wurde in Chemnitz ein Mann durch Messerstiche getötet. An die Tat reihten sich Proteste verschiedener Lager an. Es kam zu Übergriffen auf Migranten. 

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