Kinderschutzbund: 4,4 Millionen Kinder leben in Deutschland in Armut

Der Kinderschutzbund korrigiert die Zahl der in Deutschland in Armut lebenden Kinder auf 4,4 Millionen. Zudem hätten 1,4 Millionen Kinder Anspruch auf Hilfe, erhalten sie aber nicht. Der Kinderschutzbund fordert, das Verfahren unbürokratischer zu gestalten.

Die bisher bekannte Zahl an Kindern, die in Deutschland in Armut leben, erreicht einen neuen Rekord von 4,4 Millionen, wenn man diejenigen hinzuzählt, die zwar auf Sozialleistungen angewiesen wären und die Anspruch auf Hartz IV, Kinderzuschlag und Wohngeld hätten, davon aber keinen Gebrauch machten. Bei den 1,4 Millionen Kindern, die das Recht auf finanzielle Hilfe hätten, diese aber nicht erhalten, liegt das oft daran, dass die Eltern mit den Formalien überfordert sind, so der Präsident des Kinderschutzbundes (DKSB) Heinz Hilgers: 

Oft liegt es daran, dass die Eltern mit den bürokratischen Abläufen überfordert sind oder sich schlichtweg dafür schämen. Diese Zahlen könnte die Bundesregierung auch klar nennen, aber das will sie offenbar nicht. [...] Wir fordern die Bundesregierung auf, energisch vorzugehen, wenn sie sich nicht dem Verdacht aussetzen will, die nicht in Anspruch genommenen Leistungen schon im nächsten Haushaltsplan fest einzukalkulieren - auf der Habenseite. 

An einer offiziellen Definition der Kinderarmut fehlt es in Deutschland. Die Kinderarmut ist vielmehr abhängig von der Einkommensarmut der Eltern. Familien mit zwei Kindern gelten dann als arm, wenn ihnen weniger als 2.058 Euro im Monat zur Verfügung steht. 

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Von Armut besonders bedroht sind Alleinerziehende und Frauen im Alter - dies nicht zuletzt aufgrund von beruflichem Ausfall durch Kindererziehung und der Notwendigkeit, wegen fehlender Betreuungsmöglichkeit einen Teilzeitjob anzunehmen, der die Rente schmälert. 2017 wuchs jedes fünfte Kind in alleinerziehenden Familien auf. Die meisten davon (27,6 Prozent) leben in Berlin. 

Der Kinderschutzbund fordert gegen die Kinderarmut, dass die Reform des Kinderzuschlags aus dem Koalitionsvertrag vorsieht, dass "jedes Kind, das Anspruch auf diese Leistung hat, diese auch erhält." Die Grundsicherung der Kinder muss unbürokratischer werden, damit sie alle bedürftigen Familien erreicht.