Kritik aus Ankara am NSU-Prozess: Wer vom deutschen Staat im Staate steckt dahinter?

Der türkische Außenminister hat das Urteil im Münchner NSU-Prozess kritisiert. Das Gericht habe Schwächen gezeigt, die wahren Mörder seien nicht entlarvt, staatliche Unterstützung nicht aufgeklärt worden. Auch einen zunehmenden Rassismus beklagt der Minister.

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu hat das Urteil im NSU-Prozess scharf kritisiert. Das Landgericht München hatte Beate Zschäpe am Mittwoch nach fünfjährigem Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt und die besondere Schwere der Schuld festgestellt. Mehrere Unterstützer wurden zu Haft- bzw. Jugendstrafen verurteilt. Das Gericht hielt Zschäpe für mitschuldig an den zehn Morden des NSU, dessen Opfer überwiegend türkischer Herkunft gewesen waren.

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Am Rande des NATO-Gipfels in Brüssel erklärte Cavusoglu dem Fernsehsender TRT, die wahren Schuldigen müssten noch ermittelt werden. Er vermutet die Hintermänner im deutschen Staatsapparat: "Obwohl die Angeklagten zugegeben haben, Unterstützung speziell vom Geheimdienst und vom Staat im Staate erhalten zu haben, wurde nicht aufgeklärt, wer diese Personen oder Institutionen sind".

Wer steckt hinter diesen Morden? Wer vom Geheimdienst steckt dahinter? Wer vom Staat im Staate steckt dahinter?

Das müsse weiter ermittelt werden. Das Gericht habe Schwächen gezeigt, so Cavusoglu, die wahren Schuldigen seien nicht entlarvt worden.

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Der Minister beklagt einen zunehmenden Rassismus in Deutschland und Europa. Rassistische Angriffe könnten ohne eine Bestrafung der für die Mordserie Verantwortlichen nicht verhindert werden. Die Türkei werde das weitere Geschehen genau beobachten.