Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik: "Russland hat in Syrien keinen Plan" (Video)

Beim Verein der Ausländischen Presse (VAP) war am Freitag der Leiter des Robert-Bosch-Zentrums für Mittel- und Osteuropa, Russland und Zentralasien, Dr. Stefan Meister, geladen. Auch RT Deutsch hatte hierbei die Gelegenheit, Dr. Meister Fragen zu stellen.

Der bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik e.V. tätige Stefan Meister argumentiert zunächst, dass die globalen Spannungen aktuell gefährlicher seien als in den "letzten zwanzig Jahren des Kalten Krieges". Dies liege vor allem darin begründet, dass es "gerade von russischer Seite keine roten Linien mehr" gebe und "Krieg Mittel der Interessendurchsetzung" geworden sei.

Auf die Frage von RT Deutsch, wie es sich denn mit dieser Argumentation vertrage, dass besagte rote Linien durch die westliche Staatengemeinschaft sehr oft überschritten wurden und dies sehr viele Opfer gefordert habe, erwidert Meister, dass man von Seiten Russlands "zunächst eine Politik der kontrollierten Destabilisierung" ausmachen könne. Russland "destabilisiere systematisch Teile von Ländern in der Nachbarschaft, um diese Länder unter Kontrolle zu halten", so der ehemalige Mitarbeiter am Lehrstuhl für Außenpolitik und Internationale Beziehungen der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Dennoch brauche man sich "nur die Konflikte oder Kriege im Irak sich anzuschauen, oder in Libyen, auch in Afghanistan in Teilen, dass da insbesondere die Amerikaner, aber in Teilen auch die Verbündeten in Regionen reingegangen sind, wo man sich tatsächlich fragt, was hat man für Beweise dafür, dass man hier solche Militärschläge führt".

Das gleiche gelte jedoch eben auch für Russland in Syrien:

Ich sehe hier das tschetschenische Szenario. Alles zerstören, dem Erdboden gleichmachen, bunkerbrechende Bomben, und dann wird Neues aufgebaut. (…) Also. diese zivile Form des Aufbaus gibt es ja nicht von russischer Seite.

Auf die Frage von RT Deutsch, ob das Überschreiten genannter roter Linien seitens der sogenannten "westlichen Wertegemeinschaft" wesentlich fatalere Konsequenzen gehabt habe als das von russischer Seite, erwidert Meister:

Also, ich würde das in der Hinsicht relativieren, zu sagen, es ist nicht direkt in Europa passiert.

Im Verlauf der Fragerunde äußerte Meister Zweifel daran, "ob Russland tatsächlich ernsthaft den IS bekämpft hat". Das habe Moskau "nebenbei noch so ein bisschen mitgemacht", erklärt er. Russland sei es lediglich darum gegangen, "Assad den Kopf zu retten".

Ob Assad mit seiner Politik, wie er gegen die eigene Bevölkerung vorgegangen ist, tatsächlich der Präsident aller Syrer wieder werden kann, und ob Russland dafür einen Plan hat, wie dieses Syrien stabilisiert werden kann, da hätte ich wirklich meine Zweifel.

Meister zeigte sich ebenso davon überzeugt, dass Russland vor allem "wegen der Amerikaner" in Syrien aktiv geworden sei, da diese dort ein Vakuum hinterlassen hätten.

 Es hat ja keinen Plan gehabt. Also, es gibt ja keine Strategie", zeigt sich Meister angesichts des russischen Engagements in Syrien überzeugt.