Kommunen überfordert: Obdachlose Osteuropäer stranden vermehrt in deutschen Großstädten

Rund eine Million Menschen sollen in diesem Jahr ohne festes Dach über dem Kopf sein. Es gibt keine Statistik darüber, wie viele Osteuropäer darunter sind. Es zieht sie besonders in deutsche Großstädte. Hilfsorganisationen sagen, sie machten ein Drittel der Hilfesuchenden aus.

In Hannover, Köln und Berlin gibt es unter den Obdachlosen zahlreiche Osteuropäer. Dabei sticht Berlin besonders heraus. Im letzten Jahr zelteten Osteuropäer im Tiergarten. Nachdem die Zustände nicht mehr hinnehmbar waren, griff das Ordnungsamt ein und die Zeltstätte wurde geräumt. Hier hausten zwischen 60 und 80 Menschen. Neben der Vermüllung kam es oft zu Handgreiflichkeiten. 

Wie viele Osteuropäer sich unter den Obdachlosen befinden, darüber gibt es keinerlei Statistiken. Den Anlaufstellen nach handelt es sich um ein Drittel der Menschen, die zu ihnen kommen. Die Politik hat keine Lösung parat und lässt die Kommunen im Stich. 

Die Welt zitiert den Bezirksbürgermeister der Grünen aus Köln, Andreas Hupke, der von Belästigungen von Bürgern durch osteuropäische Obdachlose spricht. Beschwerden von Bürgern über die Missstände erhält er regelmäßig via E-Mail oder Anrufe. Kölner berichten, von Betrunkenen belästigt zu werden. Die Politik würde nicht reagieren. Die Kommunen seien überfordert und Berlin ließe die Länder im Stich. Die Kölner Oberbürgermeisterin, Henriette Reker sagt dazu:

Durch den gesetzten Rechtsrahmen der Europäischen Union ist eine Abschiebung der betroffenen Personen auch nach Ablauf der sechsmonatigen Frist zur Arbeitssuche mit erheblichen Hürden versehen.

Hamburg versucht mit drastischen Maßnahmen, das Problem zu lösen. Die Obdachlosen aus Osteuropa erhalten von der Sozialbehörde eine Ausreiseaufforderung und die Aushändigung eines Rückfahrttickets, wenn geklärt ist, dass sie über eine Bleibe in ihrem Herkunftsland verfügen.

Einige der aus Osteuropa stammenden Menschen in Deutschland landen auf der Straße, nachdem ihre illegale Arbeit, etwa im Baugewerbe, nicht mehr weiterläuft und sie die Wohncontainer verlassen müssen. Rumänen kommen vermehrt aus Bacau, einer Region, in der die Menschen noch ärmer sind als im übrigen Teil des Landes. Roma flüchten vor Diskriminierung nach Deutschland. Besonders in den Wintermonaten um die Weihnachtszeit kommen mehr Menschen nach Deutschland, um zu betteln. Mit dem Verkauf der Obdachlosenzeitung "Fifty Fifty" kann ein Verkäufer bis zu 300 Euro im Monat verdienen. Für einen Rumänen, der sonst nur 100 Euro im Monat verfügt, ist das ein verlockendes Angebot.