Keine Winterbekleidung an der "NATO-Ostfront": Deutsche Presse im Frontschau-Modus

Die "Welt" ist besorgt. "Bundeswehr fehlt Winterkleidung für die NATO-Ostfront", so titelte die Zeitung einen dpa-basierten Artikel. Doch nicht nur die "Welt" verwendete diesen Begriff aus dem Zweiten Welkrieg

Deutsche Soldaten ohne genügend Winterkleidung: Diese Geschichte gab es doch schon einmal, irgendwann, vor 70-80 Jahren. In einem großen Krieg sollen damals Millionen von Menschen gestorben sein. So steht es jedenfalls in den Geschichtsbüchern.

Mehrere deutsche Medien scheinen jedoch geschichtliche Sensibilitäten, die früher als Lehre aus diesem zerstörerischen Krieg galten, über Bord geworfen zu haben. Gedankenlos übernahmen sie eine Meldung der Deutschen Presseagentur, der sich über die fehlende Winterkleidung deutscher Soldaten an der "NATO-Ostfront" beklagte.

Auch die Mitteldeutsche Zeitung kopierte - wie zahlreiche weitere deutsche Zeitungen - den Artikel.

Der Artikel berichtet über einen vermeintlichen Mangel an Winterbekleidung und anderer Grundausrüstung, der den deutschen Soldaten der gegen Russland gerichteten NATO-"Speerspitze" ihre Aufgabe erschwere. Etwa 10.000 Bundeswehr-Soldaten sollen dem Kampfverband zur Verfügung stehen, wenn die Bundesrepublik im nächsten Jahr die Führung übernimmt. Die "Speerspitze" soll als schnelle Eingreiftruppe im Falle eines Krieges mit Russland fungieren. Insgesamt umfasst die Truppe "bis zu 14.000 Soldaten in höchster Alarmbereitschaft", so die dpa.

Die dpa änderte nach nur wenigen Minuten die Überschrift des Artikels in "NATO-Ostflanke" um. Trotzdem veröffentlichten viele deutsche Zeitungen den Beitrag mit der Original-Überschrift. Daraufhin ernteten sie harte Kritik von den Lesern, die sensibler auf Allegorien auf den deutschen Winterfeldzug in der Sowjetunion reagierten als manch ein Zeitungsredakteur hierzulande.

Twitter-User zogen schnell den Vergleich zu dem Vernichtungskrieg der Wehrmacht gegen die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg.

Die Welt zog den Artikel daraufhin sogar ganz zurück - er ist jetzt nicht mehr zugreifbar. Andere Medien dagegen haben den Beitrag noch in der Originalfassung auf ihrer Webseite stehen.