Energiewende zum Ärger der Verbraucher: Deutschland verschenkt überflüssigen Strom

Erneuerbare Energien in Deutschland liefern so viel Strom, dass dieser ans Ausland verschenkt wird. Die Abnehmer werden dafür sogar noch entlohnt - zu Lasten der deutschen Verbraucher. Laut Prognosen werden die Strompreise hierzulande auch im Jahr 2018 weiter ansteigen.

Die Energiewende stockt. Notwendige Netzstabilisierungs- und Ausgleichsmaßnahmen sind die neuen Kostentreiber des Stroms. Der energiepolitische Sprecher der Union, Thomas Bareiß, sagt dazu:

Angebot und Nachfrage gehen immer mehr auseinander. Das gefährdet auf Dauer die Versorgungssicherheit und die Wettbewerbsfähigkeit der Energiepreise. 

Schon im vorherigen Jahr war der Strom in Deutschland mit durchschnittlich 29,2 Cent pro Kilowattstunde so teuer wie noch nie. Auch im Jahr 2018 wird der Endverbraucher laut Prognose für den Strom mehr zahlen müssen. Dann wird die Kilowattstunde über 30 Cent kosten. Als Ursache des Kostenanstiegs werden die Modernisierungsanforderungen und das EEG (Erneuerbare Energie-Gesetz) genannt. Dieses "regelt die Bedingungen für die Einspeisung von Ökostrom". Der Strom aus Erneuerbaren-Energien-Anlagen hat laut dem EEG Vorrang. Der Endverbraucher zahlt für den Ökostrom eine "Einspeisevergütung". Im Jahr 2017 betrug diese 6,88 Cent pro Kilowattstunde. Dieses Jahr wird diese leicht abgesenkt (6,792 Cent pro Kilowattstunde). 

Überproduktion rächt sich für den Verbraucher

Zum Beginn des Jahres musste Deutschland Strom loswerden. Das Verhältnis von Verbrauch und Herstellung war aus den Fugen geraten, die Energiewende geht bisher nicht auf. Die Beschenkten im Ausland erhielten neben dem Strom auch noch 76 Euro pro Megawattstunde. Der produzierte Stromüberschuss nimmt einen negativen Einfluss auf die Strompreise, das spürt der Verbraucher. Das Handelsblatt zitiert das Ressort von Brigitte Zypries: 

Wie positive Preise liefern auch negative Preise ein wichtiges Marktsignal, durch das Anreize zur Flexibilisierung sowohl auf der Erzeugungsseite als auch auf der Nachfrageseite gesetzt werden. 

Hubertus Bardt, Geschäftsführer des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), fordert mehr Flexibilität bei der Produktion: man müsse dafür sorgen, 

dass die Erneuerbaren flexibler produzieren. Im Moment gibt es für die Betreiber von Windrädern und Photovoltaikanlagen zu wenig Anreiz, die Stromproduktion am Bedarf zu orientieren. Das müsste man über eine Reform des EEG ändern. 

Bei Sturm geht man gegen die Überproduktion in den Windparks vor, indem man die Anlagen abschaltet. Das verursacht jedoch ebenfalls Kosten. 

Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur:

Die Stabilisierung der Netze ist komplexer geworden und kostet uns alle viel Geld. Diese Kosten sinken erst durch die großen Stromleitungen.

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