Thyssenkrupp-Chef Miguel López, seit Juni 2023 in seinem Amt, erklärte gegenüber dem Focus-Magazin seine Bedenken zur aktuellen Solar- und Wind-Energie der Bundesregierung. Diese werde in Deutschland "nie wettbewerbsfähig sein", so der Konzernchef im Interview.
López erklärt einleitend zum Thema der Wettbewerbsfähigkeit seitens politisch forcierter Energiegaranten für Deutschland.
"Wenn wir über wettbewerbsfähigen Grünstrom reden, kann eigentlich nur von Skandinavien oder der iberischen Halbinsel die Rede sein. Ich habe bislang noch keine Lösung gesehen, mit der in Mitteleuropa grüner Strom wettbewerbsfähig produziert werden kann. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich einen spanischen Pass habe."
Ausgehend von der schlichten Tatsache, dass in Norwegen und Schweden die anfallenden Kosten für grünen Strom "immer geringer sein werden als in Deutschland", so López, resümiert der Thyssenkrupp-Chef:
"Dort gibt es schlicht mehr Wasser, mehr Wind und mehr Platz für Offshore-Windparks. Ich sehe nicht, wie grüne Energieerzeugung in der nötigen Größenordnung in Deutschland jemals zu wettbewerbsfähigen Preisen realisiert werden kann."
Diesbezüglich erklärte Robert Habeck, der zuständige Klima- und Wirtschaftsminister, vor wenigen Tagen den Zuschauern im ZDF:
""Wir haben jetzt im Moment, in diesen Tagen, ja keine besonders gute Windlage. Das passiert immer mal wieder im November, das ist quasi normal und schon – sind die Strompreise hoch. Weil die Erneuerbaren nicht da sind, wenn die Erneuerbaren wieder (sic!) da sind, gehen sie runter. Stoppen wir den Ausbau, werden tendenziell die Strompreise höher (...)"
Im Focus-Interview fiel dabei nicht einmal der Name eines verantwortlichen Politikers. López erklärte jedoch unmissverständlich die Regierungsstrategie kritisierend:
"Solar rechnet sich in Deutschland nicht und Windanlagen werden wir bei uns nicht in ausreichenden Mengen zur Verfügung haben."
Ein weiterer wesentlicher Punkt, die Kosten von grünem Strom "in Schweden, Norwegen, auf der iberischen Halbinsel oder in den USA" werden im Vergleich immer günstiger sein als die in Deutschland.
Der Prozess der offensichtlichen Deindustrialisierung im Land hätte bereits begonnen "und da müssen wir unbedingt gegensteuern, denn die Stärke der deutschen Wirtschaft war immer die Industrie", so López. Der Manager mahnt an:
"Noch ist der Standort für Fabriken nicht verloren. Noch haben wir eine Chance, wenn wir uns wieder auf die Bedürfnisse der Industrie konzentrieren. Es gibt viele gute Modelle weltweit, die wir uns anschauen und kopieren sollten, um den Standort Deutschland attraktiv zu machen."
Der Konzernchef nennt als Beispiel "Steuervorteile für Arbeitnehmer", die dann in entsprechende Regionen ziehen könnten, um die dortige Industrie zu unterstützen, so ein aktuelles Maßnahmenbeispiel aus Großbritannien.
Es brauche daher laut López aktuell dringend Anreize, "nicht nur für Unternehmen, sondern auch für Arbeitnehmer aus dem Ausland. Dann hat unsere Industrie eine Zukunft".
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