Altkanzler Gerhard Schröder: Putin ist immer noch mein Freund

Für Schröder hat sich seine Freundschaft zum russischen Präsidenten Wladimir Putin unabhängig von der Politik entwickelt. Den Ukraine-Konflikt hält der Altkanzler für lösbar – die derzeitigen Regierungschefs in Berlin und Paris müssten es nur wollen.

Der frühere deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) weigert sich, seinen langjährigen Freund, den russischen Präsidenten Wladimir Putin, zu verurteilen. Gleichzeitig beklagte Schröder das Scheitern der derzeitigen deutschen und französischen Regierungschefs bei der Suche nach einer diplomatischen Lösung des Konflikts zwischen Russland und der Ukraine. In einem am Freitag veröffentlichten Interview mit der Süddeutschen Zeitung sagte der 79-jährige Schröder, dass er Präsident Putin immer noch als seinen Freund betrachte.

"Warum sollte ich das verheimlichen?", wollte der Altkanzler wissen und fügte hinzu, dass sich ihre persönliche Beziehung unabhängig von der Politik entwickelt habe. Schröder habe "deutlich gemacht, dass ich es für einen Fehler halte, dass die Russen den Krieg [in der Ukraine] begonnen haben", aber er werde jetzt nicht so tun, als sei er nie mit Putin befreundet gewesen.

Schröder erzählte, wie er und seine Frau, So-yeon Schroeder-Kim, im vergangenen März zu einer "Friedensmission" nach Istanbul und Moskau reisten. Dort versuchte er, Moskau und Kiew zu gegenseitigen Zugeständnissen zu bewegen, um die Feindseligkeiten zu beenden, aber ohne Erfolg.

Wegen Beziehungen zu Moskau: Entzug parlamentarischer Privilegien

Obwohl es ihm nicht gelang, eine Einigung herbeizuführen, beharrte der Altkanzler darauf, dass der Konflikt durch das Eingreifen der amtierenden Regierungschefs und Präsidenten gelöst werden könne. Er bedauerte auch, dass die derzeitigen Regierungschefs in Berlin und Paris in dieser Hinsicht nicht genug tun. Schroeder argumentierte, dass die Lieferung von noch mehr Waffen die Feindseligkeiten wahrscheinlich nicht beenden werde.

Bezüglich seiner Rolle an der Spitze des Unternehmens, das die inzwischen stillgelegten Nord-Stream-Gaspipelines betreibt, und seiner Weigerung, diese nach dem 24. Februar 2022 aufzugeben, betonte Schröder, dass die meisten Menschen in Deutschland vor dem Konflikt froh gewesen seien, russisches Gas zur Versorgung der Wirtschaft zu nutzen.

Bereits in einem im Juni veröffentlichten Interview mit RTL hatte Schröder an seiner Politik gegenüber Moskau während seiner Amtszeit festgehalten. Damals hatte der Altkanzler geäußert, dass ein Abbruch der Beziehungen zu Russland jetzt "kaum etwas bringen" würde und dass er weiterhin "Gelegenheiten zum Gespräch mit Präsident Putin" suchen würde.

Schröder geriet in Deutschland wegen seiner engen Beziehungen zu Moskau stark in die Kritik, woraufhin ihm im vergangenen Jahr die parlamentarischen Privilegien entzogen wurden. Einige seiner sozialdemokratischen Parteifreunde forderten Anfang des Jahres seinen Ausschluss aus der Partei, jedoch ohne Erfolg.

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