Verdi-Chef Werneke verteidigt gemeinsamen Großstreik mit der EVG am Montag

Der angekündigte Großstreik am Montag der Gewerkschaften Verdi und EVG wird den Verkehr in Deutschland wohl weitgehend zum Stillstand bringen. Inflation und steigende Mitgliederzahlen sorgen für den nötigen Rückenwind bei den Forderungen nach Lohnerhöhungen.

Für Montag haben die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG zu einem bundesweiten Streik aufgerufen. Für den öffentlichen Dienst beginnt am Montag die dritte Tarifrunde. Verdi fordert für die 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen eine Steigerung der Gehälter um 10,5 Prozent und mindestens 500 Euro. Die EVG fordert zwölf Prozent und mindestens 650 Euro mehr Lohn.

Der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke verteidigte die Lohnforderungen gegenüber Bild am Sonntag. Die Städte und Kommunen hätten im vergangenen Jahr einen Überschuss von fast neun Milliarden Euro gemacht. Ihre finanzielle Situation sei deutlich besser als die ihrer Beschäftigten. Ein Nebeneffekt der Inflation sei, dass das Steueraufkommen in Deutschland deutlich gestiegen ist.

Die Forderung nach deutlichen Lohnerhöhungen unterstrich Werneke mit dem Verweis auf die starke Inflation, teurere Lebensmittel und gestiegene Preise für Strom und Gas. Zum gemeinsamen Streik mit der EVG sagte Werneke:

"Streik wirkt nur dann, wenn er ein unmissverständliches Signal aussendet. Und eins ist klar: Der gemeinsame Arbeitskampf mit den Kollegen der Eisenbahngewerkschaft EVG im Verkehrsbereich wird seine Wirkung nicht verfehlen."

Kritik äußerte die Präsidentin der Vereinigung Kommunaler Arbeitgeber (VKA), Karin Welge. Das Bestreiken von Nahverkehr, Fernverkehr und Flughäfen sei überzogen und schade sowohl dem Ansehen des öffentlichen Dienstes als auch dem Ansehen des Standortes Deutschland.

Den Gewerkschaften zumindest scheinen die Streiks nicht zu schaden. Laut Eigenangaben habe Verdi seit Anfang des Jahres 70.000 neue Mitglieder hinzugewonnen, der stärkste Mitgliederanstieg seit der Gründung im Jahr 2001.

Betroffen vom Streik sind am Montag bundesweit Fern- und Regionalzüge, S-Bahnen, Flugzeuge sowie Schiffe und Tunnel. In Berlin sollen zumindest Busse, Straßen- und U-Bahnen normal fahren. Der Arbeitskampf soll 24 Stunden andauern. Der Passagierverkehr des Münchner Flughafens wird bereits am Sonntag eingestellt. Eine Fortsetzung des Streiks über die Osterfeiertage sei nicht vorgesehen, wie die EVG laut Bild am Sonntag mitteilte.

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