Silvester in Deutschland: Angriffe auf die Polizei und mehrere Tote

Während der "Rutsch ins neue Jahr" vielerorts friedlich ablief, kam es in Berlin zu Gewaltexzessen gegen die Polizei, die dabei auch mit Feuerwerkskörpern beworfen wurde. Bundesweit waren Knaller und Alkohol auch die Ursachen für mehrere Todesfälle in der Silvesternacht.

In Berlin ist es rund um den Jahreswechsel zu mehreren Zwischenfällen mit Silvesterfeuerwerk gekommen. Wie die Polizei der Hauptstadt in der Nacht zum Sonntag im Kurznachrichtendienst Twitter schrieb, wurden Polizisten und Feuerwehrleute beim Löschen eines brennenden Autos "massiv mit Böllern angegriffen". "Wir sichern die Brandbekämpfung jetzt mit zusätzlichen Einsatzkräften". Im Stadtteil Tempelhof sei ein Linienbus mit Pyrotechnik und einem Feuerlöscher beworfen worden. Dabei sei die Frontscheibe zerstört worden. Im Stadtteil Lichtenrade versuchten laut Polizei 60 bis 80 Menschen, ein Fahrzeug mit Feuerwerk anzuzünden.

Ebenfalls in der Bundeshauptstadt wurden die Scheiben eines Ladens "weggeböllert". Die Polizei twitterte, die Beamten seien "sprichwörtlich unter Beschuss genommen" worden. Ein Beamter habe Verletzungen erlitten. In Berlin-Mitte sei eine Frau durch einen Knallkörper am Hals verletzt worden. Auch aus anderen Stadtteilen meldete die Polizei Einsätze im Zusammenhang mit Feuerwerk: "Idioten schießen gezielt mit Pyro auf Passanten in #Moabit."

Mehrere Todesfälle in Deutschland

Ein 17-Jähriger ist in Leipzig in der Silvesternacht beim Einsatz von Pyrotechnik schwer verletzt worden und später im Krankenhaus verstorben. Ein Fremdverschulden werde derzeit ausgeschlossen, teilte die Polizei laut dpa am Sonntagmorgen mit.

In Sachsen-Anhalt ist ein Fußgänger beim Anzünden von Feuerwerkskörpern auf der Straße von einem Auto erfasst und tödlich verletzt worden. Der 42-Jährige wurde durch die Wucht des Aufpralls am frühen Sonntagmorgen mehrere Meter weit über die Fahrbahn geschleudert, wie die Polizei mitteilte. Er starb noch am Unfallort in Schönebeck (Elbe) im Salzlandkreis. Der 61 Jahre alte Autofahrer beging nach dem Unfall Fahrerflucht und parkte seinen Wagen zunächst in einer Nebenstraße. Ein Zeuge folgte ihm mit seinem eigenen Auto und konnte ihn laut Polizei zum Umkehren bewegen. Danach wurde bei dem 61-Jährigen im Atemtest ein Alkoholwert von 1,86 Promille ermittelt.

In Thüringen haben sich zwei Männer während der Silvesternacht durch explodierende Feuerwerkskörper drastische Verletzungen zugezogen. In Friemar (Landkreis Gotha) wurde ein 42-Jähriger beim Hantieren mit aus dem Internet bestellten Böllern so schwer verletzt, dass ihm beide Unterarme amputiert werden müssen, wie ein Polizeisprecher am frühen Sonntagmorgen mitteilte. In Schleiz-Crispendorf (Saale-Orla-Kreis) verlor ein 21-Jähriger bei einem Unfall mit einem Sprengkörper seine Hand. Die illegale Kugelbombe sei direkt beim Entzünden explodiert, sagte der Sprecher. Trotz der folgenschweren Verletzungen seien diese beiden Männer nicht in Lebensgefahr.

In Düsseldorf kam es indes zu einer tödlichen Auseinandersetzung: Ein 33 Jahre alter Mann soll aus bislang ungeklärter Ursache ein Messer gegen eine Frau eingesetzt haben, wie ein Polizeisprecher sagte. Zum genauen Tathergang konnte er noch keine Angaben machen. Das Opfer starb noch am Tatort im Stadtteil Vennhausen. Nach Angaben des Sprechers hatte die Auseinandersetzung nichts mit einer Silvesterfeier zu tun. In welchem Verhältnis das Opfer und der mutmaßliche Täter zueinander standen, war zunächst unklar. Der 33-Jährige wurde festgenommen. Die Polizei richtete eine Mordkommission ein.

Fazit der Berliner Feuerwehr

Die Berliner Feuerwehr hat zum Jahreswechsel mehr als 1.700 Einsätze gefahren. Das geht aus einer vorläufigen Bilanz vom Neujahrsmorgen hervor. Von Knallern und Raketen wurden demnach 22 Menschen verletzt. In 38 Fällen seien Einsatzkräfte angegriffen und 15 von ihnen verletzt worden, einer der verletzten Retter musste ins Krankenhaus: "Dieses Verhalten ist durch nichts zu rechtfertigen und ich kann es nur auf das Schärfste verurteilen", sagte Landesbranddirektor Karsten Homrighausen.

Die Feuerwehr hatte wie üblich vorsorglich den "Ausnahmezustand Silvester" ausgerufen, um Führungsdienste und Personal für die "arbeitsreichste Nacht des Jahres" aufzustocken. Insgesamt waren 1.471 Kräfte mit 395 Fahrzeugen im Dienst, wie es hieß. Sie wurden den Angaben zufolge zwischen 19.00 Uhr am Silvesterabend und 06.00 Uhr am Neujahrsmorgen 1.717 Mal gerufen – unter anderem zu 749 Bränden und zu 825 anderen Einsätzen.

Die Feuerwehr selbst zog als Fazit, man sei gut vorbereitet gewesen, aber überrascht "von der Masse und der Intensität der Angriffe auf unsere Einsatzkräfte". So seien unter anderem Bierkisten und Feuerlöscher auf Fahrzeuge geworfen worden, Retter seien beim Löschen mit Pyrotechnik beschossen oder Einsatzfahrzeuge geplündert worden. Alle Fälle würden angezeigt.

Niederländer ignorieren Böllerverbot in großen Städten – zahlreiche Verletzte 

Das in zahlreichen Großstädten der Niederlande zum Jahreswechsel verhängte Böllerverbot ist von der Bevölkerung größtenteils ignoriert worden. In Städten wie Amsterdam, Rotterdam, Nijmegen und Haarlem wurden in großem Umfang Feuerwerk und Böller gezündet, wie die Nachrichtenagentur ANP berichtete.

In den Krankenhäusern wurden etliche Menschen mit von Böllern verursachten Verletzungen behandelt. Von einem abgerissenen Finger, Gehörschäden und Augenverletzungen sowie voller Belegung berichtete laut ANP eine Klinik in Den Haag. In der Augenklinik in Rotterdam wurden bereits bis kurz nach Mitternacht zehn Notfälle behandelt, mit weiteren Bölleropfern wurde im Verlaufe der Nacht gerechnet.

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(rt/dpa)