Habeck setzt auf blauen Wasserstoff vom Persischen Golf – Kritik von Umweltverbänden

In Hamburg ist eine erste Testlieferung von blauem Ammoniak aus den Vereinigten Arabischen Emiraten angekommen. Wirtschaftsminister Habeck hofft auf den Aufbau einer umfassenden Lieferkette. Kritik kommt vom Umweltverband BUND. Zudem ist die Menschenrechtslage im Golfstaat bedenklich.

Im Beisein von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Die Grünen) wurde in Hamburg eine erste Testlieferung von blauem Ammoniak aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) in Empfang genommen. Blaues Ammoniak gilt mit einem Anteil von rund 17 Prozent Wasserstoff als effektives Transportmittel für Wasserstoff. Eine weitere Testlieferung wird im November erwartet. Habeck hatte die Lieferung bereits bei seinem Besuch im März in den VAE vereinbart. Ziel ist der Aufbau einer vollständigen Lieferkette aus den Emiraten nach Deutschland. Nach Auffassung der Bundesregierung stellt die Lieferung einen ersten Schritt zur Entwicklung einer umfassenden Wasserstoff-Wertschöpfungskette dar, die Deutschland unabhängig von russischen Energielieferungen machen soll. 

Peter Tschentscher, Erster Bürgermeister der Hansestadt, bekundet den Willen Hamburgs, führender Wasserstoff-Standort in Europa zu werden. Die Ziele sind ambitioniert. Deutschland und die VAE haben neben dem Aufbau einer Lieferkette von blauem Wasserstoff zudem beschlossen, gemeinsame Energie- und Industrieprojekte gezielt zu fördern. 

Massive Kritik kommt vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Beim blauen Wasserstoff handele es sich um eine "rückschrittliche Mogelpackung aus fossilen Quellen". Der Hamburger Senat setze mitten in der Energiekrise auf fossil erzeugten Wasserstoff. Die Technologie sei unter Umweltgesichtspunkten deutlich schädlicher als die direkte Verbrennung von Erdgas und sogar Kohle. Durch den hohen Energieeinsatz, den es zur Herstellung bedarf, sei die Energiebilanz insgesamt fragwürdig. Zudem entstehe bei der Herstellung von blauem Wasserstoff Methan, das als Treibhausgas wesentlich schädlicher sei als CO₂. 

Die Zusammenarbeit mit den VAE wirkt auch unter dem Aspekt der Menschenrechte fragwürdig. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International bescheinigt dem Land, schwere Menschenrechtsverletzungen zu begehen. Dazu gehören willkürliche Verhaftungen, unmenschliche und grausame Behandlung von Gefangenen, Unterdrückung des Rechts auf freie Meinungsäußerung und die Verletzung der Privatsphäre. 

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