Ukrainer bei der Tafel in Weimar: "Man muss doch nicht mit dem SUV zur Tafel fahren"

Bei deutschen Tafeln gibt es oft Probleme mit ukrainischen Neukunden. Das System dahinter scheint ihnen nicht bekannt und nicht jeder erweckt den Anschein der Bedürftigkeit. Problem: Die Tafeln selbst dürfen das nicht prüfen.

In Weimar klagt eine ehrenamtliche Mitarbeiterin der Tafel gegen die durch ukrainische Flüchtinge verschärfte Situation. Dem MDR sagte sie:

"Wenn du nach jedem Dienst zu Hause sitzt und heulst, ist das doch nicht Sinn der Sache."

Der Grund für ihren Burnout liegt in der Betreuung der vielen neuen echten oder vermeintlichen Hilfebedürftigen aus der Ukraine. Zunächst war "nur" der große Ansturm ein Problem. Marco Modrow, Leiter der Weimarer Tafel, sagt:

"Normalerweise betreuen wir hier etwa 1.400 Erwachsene und 700 Kinder. Inzwischen sind noch etwa 800 Menschen aus der Ukraine dazugekommen."

Dazu kamen in letzter Zeit immer häufiger Beschwerden seiner Mitarbeiter. Modrow gibt ein Beispiel:

"Die Tafel-Gäste aus der Ukraine waren pikiert, dass ihnen fremde Menschen die Tasche füllten, dass sie nicht selbst aussuchen konnten. Es gab Ärger, dass mal ein Apfel eine Druckstelle hatte oder das Mindesthaltbarkeitsdatum fast erreicht war."

Eine Angestellte wurde sogar einmal mit einem Salatkopf beworfen, der nicht mehr ganz frisch war. Sie erzählt:

"Wir werden hier fast täglich angepöbelt, weil jemandem irgendetwas nicht passt. [...] Das haben wir bei den Syrern nie erlebt."

Oft gibt es Beschwerden über das Angebot und darüber, dass nicht sie selbst ihre Taschen füllen, sondern die Mitarbeiter. Modrow spekuliert, ob dieses System den Ukrainern überhaupt bekannt ist, und meint, sie kommen aus einem Land mit einem europäischen Lebensstandard. Daher kritisiert er: "Trotzdem ist es zumindest unsensibel, die zwei Euro hier bei der Tafel mit einem Hundert-Euro-Schein zu bezahlen. Das sind unsere Mitarbeiter nicht gewöhnt."

Auch die zahlreichen großen Autos auf dem Parkplatz tragen zum Missmut der Angestellten bei. Eine Mitarbeiterin sagt: 

"Manchmal kommt man kaum noch durch. Große, teure Autos sind dabei, und alle haben ukrainische Nummernschilder. Man muss doch nicht mit dem SUV zur Tafel fahren!"

Die Tafeln können aber nicht prüfen, ob diese Kunden wirklich auf ihr Angebot angewiesen sind. Das tun die Behörden, denn jeder, der Leistungen nach dem Zweiten Sozialgesetzbuch bezieht, kann bei der Tafel einkaufen – also auch erwerbsfähige ukrainische Frauen und Männer, die alle seit dem 1. Juni 2022 vom Jobcenter betreut werden und Hartz IV bzw. neuerdings "Bürgergeld" beziehen.

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