Wagenknecht für eine Rede auf Montagsdemo in Leipzig ausgeladen – Spekulationen über Linken-Austritt

Sahra Wagenknecht ist offenbar als zuvor verabredete Rednerin für Die Linke auf der Montagsdemo in Leipzig kommende Woche ausgeladen worden. Laut Medienberichten vermutet sie selbst den Bundesvorstand ihrer Partei dahinter. Inzwischen wird sogar über ihre Austrittsabsichten aus der Partei spekuliert.

Der Streit um Sahra Wagenknecht und deren Positionen innerhalb der Partei Die Linke mäandert schon seit Jahren auch durch die Medien, nun steuert er wohl auf einen neuen Höhepunkt zu. Die 53-Jährige wurde laut übereinstimmenden Medienberichten zunächst als Rednerin für Die Linke zur Montagsdemo in Leipzig kommende Woche eingeladen, nur um dann flugs wieder ausgeladen zu werden.

Die erste Protestveranstaltung der Linken in Leipzig ist für Montag kommender Woche angesetzt. Es geht gegen explodierende Preise etwa bei Energie und Lebensmitteln sowie auch gegen die aus der Sicht der Linken ungerechten Antworten der Bundesregierung darauf. Im ARD-Sommerinterview sprach der Co-Vorsitzende der Partei, Martin Schirdewan, von Maßnahmen der Ampel-Koalition, die "einseitig auf die Bevölkerungsmehrheit umgelegt" würden. Der SPD, FDP und den Grünen warf er unter anderem "soziale Kälte" vor.

Nun soll in Leipzig dagegen protestiert werden. Die Rede ist gar von einem "heißen Herbst", und die Proteste sollen wohl an die Montagsdemos der Linken gegen die Hartz-Gesetze in den 2000er Jahren erinnern. Angemeldet ist die Kundgebung vom Leipziger Bundestagabgeordneten Sören Pellmann von der Linkspartei. Den Aufruf zur Veranstaltung trägt auch die Linke-Bundestagsfraktion mit.

Wie es nun aus einem Bericht der Welt hervorgeht, sieht Wagenknecht hinter ihrer Ausladung wohl das "Karl-Liebknecht-Haus" in Berlin-Mitte, also den Bundesvorstand ihrer eigenen Partei. Bei der Kundgebung sollten neben Wagenknecht auch Gregor Gysi sowie der Co-Chef der Linken Schirdewan eine Rede halten. Wie der Spiegel wiederum berichtet, gelten diese zwei bekanntlich "als innerparteiliche Feinde Wagenknechts". Die Initiative für die Einladung nach Leipzig zu einem Auftritt auch der 53-jährigen Politikerin soll wohl nicht von Berlin aus, sondern vom MdB Pellmann gekommen sein. Die Parteizentrale in Berlin distanzierte sich laut Welt sofort davon, etwas mit der Ausladung Wagenknechts zu tun zu haben.

In einer SMS-Nachricht, die in einem internen Verteiler der Partei umläuft und aus welcher auch mehrere Medien übereinstimmend zitieren, soll Wagenknecht zudem auch scharfe Kritik an jüngsten Äußerungen ihres Parteikollegen, des Ministerpräsidenten von Thüringen Bodo Ramelow, geäußert haben, die ihrer Meinung nach vermutlich ebenfalls mit der Ausladung nach Leipzig im Zusammenhang stünden. Vor wenigen Tagen nannte Ramelow als eine Art Unterstützer der russischen "Kriegspropaganda" sowohl Sahra Wagenknecht wie auch Klaus Ernst, ebenfalls MdB der Linken, und stellte diese zugleich in eine Reihe mit dem AfD-Politiker Björn Höcke, der dem äußerst rechten Lager seiner Partei zugerechnet wird. So sagte der linke Ministerpräsident Thüringens gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND): 

"Da findet Kriegspropaganda einen dankbaren Abnehmerkreis, der angeheizt wird von denen, die sagen: 'Macht Nord Stream 2 auf.' Das ist Herr Kubicki genauso wie Frau Wagenknecht oder Herr Ernst, aber eben auch Herr Höcke."

Er warf seinen Parteikollegen vor, unbemerkt "Teil der russischen Kriegsstrategie" zu werden. Wagenknecht schrieb nun in ihrer SMS: 

"Es ist schon das zweite Mal, dass Ramelow Klaus und mich als Putin-Propagandisten bezeichnet und in einem Atemzug mit Höcke nennt."

Wenn niemand widerspreche, so Wagenknecht laut Welt-Bericht weiter, werde Ramelow das weiter tun. Sie ergänzte:

"Dazu passt meine Ausladung für den 5.9. in Leipzig auf Druck des KL-Hauses. Natürlich kann man das alles widerspruchslos hinnehmen. Man darf sich dann nur nicht beschweren, wenn zumindest ich mit diesem Laden nichts mehr zu tun haben will."

Laut Welt sei man auch im Umfeld der 53-Jährigen überzeugt, die Ausladung von der Kundgebung in Leipzig hänge mit ihren Äußerungen zu den Sanktionen gegen Russland, die ihrer Meinung nach sofort beendet werden sollten, und ihrer Forderung nach der Inbetriebnahmen von Nord Stream 2 zusammen. 

Demnach werde, so ist aus dem Umfeld zu vernehmen, "offenbar versucht, verschiedene Ansichten auf einer Demo zu unterbinden. Vielleicht geht es auch um die Person Wagenknecht". Man habe "seit längerer Zeit das Gefühl", dass die 53-Jährige aus der Partei gedrängt werden solle, zitiert die Welt nicht namentlich genannte Weggefährten Wagenknechts. Obwohl demnach ihre Haltung "nicht gegen Leitlinien der Partei" verstoßen würden.

"Es scheint da eine richtige Diffamierungskampagne zu geben."

Mehr zum Thema - Fabio De Masi: Gasumlage ist Kriegserklärung gegen die Bevölkerung