Bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 im Westen Deutschlands kamen allein in Rheinland-Pfalz mindestens 135 Menschen ums Leben – 134 im Ahrtal und ein Mann in der Eifel. Zwei Menschen werden noch immer vermisst. In Nordrhein-Westfalen starben bei Hochwasser nach extremem Starkregen 49 Menschen. Mit 180 Städten und Gemeinden war fast die Hälfte der Kommunen betroffen. Die Menschen seien teilweise nicht ausreichend und frühzeitig gewarnt worden, lautet der Vorwurf an die Verantwortlichen.
766 Menschen wurden zudem verletzt. Auf einer Länge von 40 Kilometern an der Ahr wurden Straßen, Brücken, Gas-, Strom- und Wasserleitungen und rund 9.000 Gebäude zerstört oder schwer beschädigt. Allein im Ahrtal sind rund 42.000 Menschen betroffen, landesweit etwa 65.000.
Zum ersten Jahrestag der tödlichen Ahr-Flutkatastrophe besuchen an diesem Donnerstag die Spitzen des Staates das Flusstal im Norden von Rheinland-Pfalz. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier will am Vormittag gegen 11.00 Uhr mit Betroffenen, Helfern und Kommunalpolitikern in den teilzerstörten Winzerdörfern Altenahr und Dernau sprechen. Dabei begleitet ihn die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (SPD). Anschließend reist Steinmeier nach Euskirchen in Nordrhein-Westfalen, um an einem Gedenkgottesdienst (17.30 Uhr) für die dortigen Opfer teilzunehmen.
Bei der zentralen Gedenkveranstaltung des Ahrtals in Bad Neuenahr-Ahrweiler am Abend (17.30 Uhr) wird Bundeskanzler Olaf Scholz als Gast ohne Redebeitrag erwartet. Im Kurpark der stark flutgeschädigten Kreisstadt können sich bei dem öffentlichen Gedenken bis zu 2.000 Menschen versammeln. Die Erinnerung an die Opfer soll laut der Landesregierung verbunden werden mit einem "sichtbaren Signal für den Zusammenhalt und den gemeinsamen Aufbruch".
Dreyer ordnete für Donnerstag in Rheinland-Pfalz Trauerbeflaggung für alle öffentlichen Gebäude an. Im Interview mit der ARD-Nachrichtensendung "Tagesthemen" sagte die Politikerin am Mittwochabend, sie sehe keine Veranlassung, sich im Namen der Landesregierung zu entschuldigen. Die SPD-Politikerin betonte:
"Das Ausmaß dieser Katastrophe konnte so niemand voraussehen."
Zudem sei der Katastrophenschutz in Rheinland-Pfalz kommunal verortet. "Wir müssen der Frage nachgehen, warum der Katastrophenschutz nicht funktioniert hat, und was müssen wir vor allem tun für die Zukunft", so Dreyer weiter.
Ein Jahr nach der Katastrophe sind allerdings nach Auffassung aller im Bundestag vertretenen Parteien viele Aufgaben noch nicht erledigt. Die CDU-Abgeordnete Mechthild Heil sagte mit Blick auf die staatlichen Hilfen für Menschen im besonders betroffenen Ahrtal am Donnerstag bei einer Debatte im Bundestag:
"Das Geld kommt nicht an, weil die Antragsverfahren zu aufwendig, zu kompliziert sind."
Der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Dirk Wiese räumte ein:
"Es wurden Fehler gemacht, auch auf politischer Ebene."
Detlef Seif (CDU) sagte, nach der Flut habe ein klares Lagebild gefehlt. Teilweise seien Privatleute, die mit schwerem Gerät in die überschwemmten Gebiete gekommen waren, um zu helfen, weggeschickt worden. Für künftige Katastrophenlagen müsse ein Konzept zur Einbindung von Spontanhelfern entwickelt werden.
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(dpa/rt)