"Irgendwie abbinden" – Familienministerin entschuldigt sich für Urlaub während Flutkatastrophe

Statt eines Rücktritts bot Bundesfamilienministerin Anne Spiegel am Sonntagabend nur eine knappe Entschuldigung an. Ihr wird vorgeworfen, inmitten der Flutkatastrophe im Ahrtal, als sie Umweltministerin in Rheinland-Pfalz war, zu einem vierwöchigen Urlaub nach Frankreich gereist zu sein.

Bundesfamilienministerin Anne Spiegel hat ihren vierwöchigen Familienurlaub nach der Flutkatastrophe im vergangenen Sommer als Fehler bezeichnet und sich dafür entschuldigt. Die Grünen-Politikerin betonte am Sonntagabend in Berlin:

"Das war ein Fehler, dass wir so lange in Urlaub gefahren sind und ich bitte für diesen Fehler um Entschuldigung."

Sie begründete ihre damalige Entscheidung mit dem Gesundheitszustand ihres Mannes, der zuvor einen Schlaganfall erlitten habe. Ihre Familie habe den Urlaub gebraucht, "weil mein Mann nicht mehr konnte", sagte die 41-Jährige, der während des Statements mehrfach die Stimme stockte. Spiegel hat vier Kinder. Zu den Rücktrittsforderungen aus der Opposition äußerte sie sich nicht.

Zuvor war bekannt geworden, dass die damalige Umweltministerin in Rheinland-Pfalz zehn Tage nach der Flut zu einem vierwöchigen Familienurlaub nach Frankreich aufgebrochen war und diesen nur einmal für einen Ortstermin im Ahrtal unterbrochen hatte.

CDU-Chef Friedrich Merz hatte Spiegels Entlassung gefordert. Mehrere andere Unionspolitiker und der familienpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Martin Reichardt, verlangten Spiegels Rücktritt.

Auf die Rücktrittsforderungen ging sie nicht ein, sorgte aber einmal mehr für eine verwirrende Szene beim Abgang. "Jetzt überlege ich gerade, ob ich irgendwas...", sagt sie am Ende ihres Auftritts. Sie blickt hilfesuchend zur Seite. "Ich muss noch irgendwie abbinden."

Bei der Flutkatastrophe Mitte Juli 2021 sind in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mehr als 180 Menschen ums Leben gekommen, davon 134 im Ahrtal. Rund 750 Menschen wurden in Rheinland-Pfalz verletzt und große Teile der Infrastruktur sowie Tausende Häuser zerstört. Viele Menschen leben noch immer in Not- oder Ausweichquartieren.

In Nordrhein-Westfalen hatte die dortige Umweltministerin Ursula Heinen-Esser ihr Amt am Donnerstag niedergelegt. Dies tat die 56-jährige Ministerin, nachdem bekanntgeworden war, dass sie sich wenige Tage nach der Flutkatastrophe auf der Ferieninsel Mallorca für ein Wochenende mit weiteren Regierungsmitgliedern getroffen hatte, um den Geburtstag ihres Mannes zu feiern.

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(rt/dpa)