Deutsche Prominente haben erneut in einem offenen Brief Politiker dazu aufgefordert, den Ukraine-Krieg durch Verhandlungen zu beenden. In dem Appell mit dem Titel "Waffenstillstand jetzt!", der am Mittwoch in der Wochenzeitung Die Zeit veröffentlicht wurde, fordern bekannte deutsche Persönlichkeiten wie der Philosoph Richard David Precht, die Schriftstellerin Juli Zeh, der Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar und der Filmemacher und Fernsehproduzent Alexander Kluge einen "konzertierten Vorstoß" für Verhandlungen.
Europa stehe vor der Aufgabe, den Frieden auf dem Kontinent wiederherzustellen und ihn langfristig zu sichern. Hierzu bedürfe es der Entwicklung einer Strategie zur möglichst raschen Beendigung des Krieges, heißt es im Brief. Je länger die derzeitigen westlichen Maßnahmen andauerten, desto unklarer werde, "welches Kriegsziel mit ihnen verbunden ist".
Zudem stellen die Prominenten infrage, ob Waffenlieferungen der richtige Weg seien. Eine weitere Fortsetzung des Krieges würde Tausende weiterer Kriegsopfer bedeuten, heißt es. Auch die humanitäre Notlage auf der ganzen Welt – darunter die Hungersnot in Afrika – könnte sich weiterhin zuspitzen. Zudem bestehe die Gefahr einer atomaren Eskalation. Allerdings heißt es auch:
"Verhandlungen bedeuten nicht, wie manchmal angenommen wird, der Ukraine eine Kapitulation zu diktieren. Einen Diktatfrieden Putins darf es nicht geben."
Bereits im April hatten Prominente einen offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) verfasst. Darin wurde der SPD-Politiker aufgefordert, nicht noch mehr schwere Waffen an die Ukraine zu liefern. Damals initiierte die Feministin Alice Schwarzer den Brief, der von 28 Erstunterzeichnern unterstützt wurde.
Der Botschafter der Ukraine in Deutschland Andrei Melnyk reagierte auf die neueste Initiative so, wie er immer reagiert: mit Beleidigungen. Auf Twitter schrieb Melnyk:
"Nicht schon wieder, what a bunch of pseudo-intellectual loosers [was für ein Haufen pseudo-intellektueller Versager]. Ihr alle Varwicks, Vads, Kluges, Prechts, Yogeshwars, Zehs & Co. sollt euch endlich mit euren defätistischen 'Ratschlägen' zum Teufel scheren. Tschüss"
Am Freitag hatte sich das ukrainische Außenministerium von Äußerungen seines Botschafters über den früheren Nationalistenführer Stepan Bandera (1909-1959) distanziert. Melnyk hatte in einem Interview geleugnet, dass Bandera "ein Massenmörder von Juden und Polen" gewesen sei.
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