Auf die neuesten Sanktionen der Europäischen Union gegen Russland ist nun die Antwort aus Moskau erfolgt. Am Mittwoch verbot die russische Regierung nicht nur Geschäfte mit der Gazprom-Tochter Germania, sondern auch das Anlegen von Vorräten mit russischem Gas in den Speichern Europas. Die Sanktionen des Kremls machen sich nur einen Tag später bereits bemerkbar. Denn laut Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) wird Gazprom Germania teils nicht mehr mit russischem Gas beliefert. Dennoch sieht er Deutschland vorbereitet.
In Deutschland bekämen einige der Gazprom-Tochterunternehmen "jetzt kein Gas mehr aus Russland", erklärte der Bundeswirtschaftsminister am Donnerstag im Bundestag. Allerdings sei Deutschland auf die von Russland angekündigten Sanktionen eingestellt. "Wir haben uns auf die Situation vorbereitet", sagte Habeck. Den Gasausfall könne der Markt aber kompensieren.
Die Entwicklungen zeigten aber die Möglichkeit, dass Energie als Waffe genutzt werden könne. Die Voraussetzung dafür, dass Deutschland in Zukunft sicher sei, so der Grünen-Politiker weiter, sei der Ausbau der erneuerbaren Energien. Um diesen bemühe sich die Bundesregierung bereits.
Am Mittwoch hatte der Kreml eine Verfügung veröffentlicht, nach der mit insgesamt 31 Firmen von russischer Seite aus keine Geschäfte mehr gemacht werden dürfen. Zu den von den Sanktionen betroffenen Unternehmen gehört auch die Gazprom-Tochtergesellschaft Germania, die Anfang April unter staatliche deutsche Kontrolle gestellt worden war.
Bereits am Donnerstag waren die ersten Auswirkungen der Verfügung spürbar. Demnach ging der Transit von russischem Gas durch die Ukraine nach Europa im Laufe des Tages spürbar zurück. Nach Angaben des ukrainischen Netzbetreibers OGTSU lag das Auftragsvolumen für die Durchleitung russischen Gases am Donnerstag lediglich noch bei 53,2 Millionen Kubikmeter. Laut dem aktuellen Transitvertrag könnten täglich allerdings bis zu maximal 110 Millionen Kubikmeter an russischem Gas durch Pipelines nach Europa gepumpt werden. Dies könne aber auch an Kiew liegen.
Hierzu hatte ein Gazprom-Sprecher am Donnerstag erklärt, dass ein Antrag, weitere Mengen über die im Grenzgebiet zu Lugansk liegende Gasmessstation Sochranowka einzuspeisen, von der Ukraine allerdings abgewiesen worden war. Zuvor hatte die Ukraine angekündigt, den Transit von russischem Gas nach Europa teilweise einzustellen.
Schwankungen beim Gastransit sind durchaus üblich. Allein in den vergangenen Wochen waren mehrfach ähnlich niedrige Mengen russisches Gas durch das ukrainische Pipelinesystem geleitet worden. Zuletzt war die Transitmenge am 24. April mit 53 Millionen Kubikmetern ähnlich niedrig.
Allerdings steht Deutschland eine noch empfindlichere Lücke in der Gasversorgung bevor, denn nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Interfax ist das Anlegen von Vorräten mit russischem Gas in europäischen Gasspeichern künftig verboten. Wie ein solches Verbot durchzusetzen wäre, ist jedoch weiterhin unklar.
Deutschland verfügt insgesamt über 47 Untertagespeicher an 33 Standorten, die von rund 25 Firmen betrieben werden. Rund ein Viertel der deutschen Speicherkapazität entfällt auf den Energiekonzern Uniper. Der größte Einzelspeicher Deutschlands wird allerdings von der Gazprom-Germania-Tochter Astora betrieben, die von den neuen Sanktionen betroffen ist. Jedoch war in diesem zuletzt kaum Gas gelagert.
Von den russischen Gegensanktionen betroffen sind vor allem die Betreiber von Gasspeichern sowie Eigentümer nach Europa führender Pipelines aus Russland. Gazprom ist nach wie vor der größte Gaslieferant Deutschlands, weshalb die Sanktionen Deutschland trotz Habecks Beschwichtigungen empfindlich treffen könnten. Dieser appellierte deshalb auch sogleich an die Verbraucher in Deutschland: "Weniger Verbrauch ist das A und O beim Gas." Wenn es gelinge, zehn Prozent einzusparen, erklärte Habeck, "dann sind das die entscheidenden Prozente, um nicht in eine Notlage zu geraten. Da sollten alle mitmachen. Mehr Effizienz ist ein wesentlicher Hebel gegen Putin."
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