Wie der Nordkurier aus Neubrandenburg berichtet, wurden auf dem städtischen Neuen Friedhof heute Nazi-Schmierereien und ukrainische nationalistische Parolen entdeckt. Mit blauer und gelber Farbe wurden das sowjetische Ehrenmal und eine KZ-Gedenktafel geschändet.
Die Zeitung war durch einen Leserhinweis auf die Verunstaltungen aufmerksam gemacht geworden. Das sowjetische Ehrenmal ist dem Andenken an die im Zweiten Weltkrieg bei der Befreiung Deutschlands gefallenen Soldaten der sowjetischen Roten Armee gewidmet; die Gedenktafel erinnert an 99 Frauen, die in der Außenstelle Neubrandenburg des Konzentrationslagers Ravensbrück zu Tode gekommen waren. Während des deutschen Faschismus mussten, wie die Zeitung schreibt, etwa 6.000 Frauen in der Neubrandenburger KZ-Außenstelle Zwangsarbeit unter teils unvorstellbar schweren Bedingungen leisten. Unter ihnen befanden sich auch viele Ukrainerinnen.
Deutlich erkennbar ist die faschistische Symbolik der Schmierereien auf der Gedenktafel: das Hakenkreuz der Nazis, eine sogenannte "Wolfsangel"-Rune sowie ein "Keltenkreuz" in blauer und gelber Farbe.
Das sowjetische Ehrenmal wurde mit der ukrainisch-nationalistischen Parole "Slawa Ukrajini – Herojam slawa!", ebenfalls in den Nationalfarben der Ukraine beschmiert, allerdings in etwas ungelenken Buchstaben. Dabei scheint, soweit auf den veröffentlichten Bildern erkennbar, der kyrillische Buchstabe р, der dem lateinischen r entspricht, im Wort "Ukrajini" zu fehlen.
Möglicherweise wurden die Schriftzeichen mit absichtlich verstellter Schrift, falls die Täter Muttersprachler waren, oder andernfalls von Personen angebracht, die es nicht gewohnt sind, kyrillisch zu schreiben.
Die genannte ukrainische nationalistische Parole ist nach 2014 zur offiziellen Grußformel in der Ukraine gemacht geworden ("Ruhm der Ukraine! – Ruhm den Helden!"). Der Bezug auf den deutschen Faschismus ist offenkundig: Denn die auf den Denkmälern angebrachten faschistischen Symbole wurden historisch von den deutschen Nazis in der besetzten Ukraine verwendet und werden heute sowohl von neonazistischen Gruppierungen als auch von nationalistischen oder faschistischen paramilitärischen Formationen in der Ukraine benutzt.
Wie der Nordkurier zu Recht anmerkt, führt auch das in diesen Tagen häufig erwähnte sogenannte "Asow"-Bataillon, von dem sich derzeit noch Kämpfer im Stahlwerk von Mariupol verschanzt halten, die "Wolfsangel" in seinem Wappen.
Wie die Zeitung berichtet, sind die polizeilichen Ermittlungen angelaufen und wurden vom Staatsschutz übernommen; es bestünde der Verdacht einer politischen Motivation, und ein Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine werde nicht ausgeschlossen, ebenso ein Zusammenhang mit dem Geburtsdatum Adolf Hitlers. Die Stadtverwaltung von Neubrandenburg wolle die Schmierereien möglichst bald beseitigen lassen, nachdem sie für Ermittlungszwecke dokumentiert worden sind, habe es geheißen.
Mehr zum Thema - Japan streicht Asow von Liste neonazistischer Organisationen – Sacharowa: "Zeichen für Russophobie"