Die Stadtverwaltung von Torgau in Nordsachsen hat beschlossen, die offiziellen Feierlichkeiten zum 77. Jahrestag des sogenannten Elbe Days am 25. April, an dem sich US-amerikanische und sowjetische Truppen begegneten, abzusagen. Das Rathaus begründete diesen Schritt mit dem Ukraine-Krieg. In einer Erklärung teilten die Stadtverantwortlichen mit:
"Die aktuelle Lage und die täglichen Ereignisse lassen es geraten erscheinen, eine derartige Zusammenkunft in diesem Jahr nicht durchzuführen."
Bisher hatten an den offiziellen Feierlichkeiten offizielle Vertreter beider Seiten teilgenommen. Zugleich betonte die Verwaltung, dass individuelle Kranzniederlegungen am Denkmal möglich seien.
Der Bischofskonvent der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland lädt zudem zu einem Friedensgebet an der ehemaligen Elbbrücke, die im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, ein.
Aber ein linkes Bündnis will den historischen Tag dennoch mit einer öffentlichen Aktion begehen. Die Deutsche Kommunistische Partei, die Zeitung junge Welt, das Ostdeutsche Kuratorium von Verbänden, die Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung sowie weitere Organisationen rufen zu einer Demonstration um 12 Uhr am Samstag, dem 23. April, auf. Der Demonstrationszug soll am Brückenkopf am Ostufer der Elbe starten und über die neue Elbbrücke zum Torgauer Markt führen. Am Denkmal der Begegnung wird die Demonstration enden.
In einem Flyer zur Demonstration machen die Aufrufer auf die Worte des US-Soldaten Joe Polowsky über seine Begegnung mit den Rotarmisten aufmerksam:
"Wir versprachen einander, dass die Nationen der Erde in Frieden leben sollten und müssten."
Dieser Schwur sei eine eindringliche Mahnung. Trotz des unermesslichen Leids im Zweiten Weltkrieg, losgetreten durch den Überfall Hitlerdeutschlands auf die Sowjetunion und den Angriff Japans auf China, sei es erneut zu einem Krieg gekommen. Dabei verweisen die Aufrufer auf die historischen und geopolitischen Umstände des aktuellen Konflikts in der Ukraine:
"Die Russische Föderation hat aus historischer Erfahrung gehandelt und es nicht zu einem zweiten 21. Juni 41 (der Tag des Überfalls auf die Sowjetunion) kommen lassen und die gegen die Republiken des Donbass und sie gerichteten militärischen Angriffseinrichtungen in der von der NATO aufgerüsteten Ukraine angegriffen und neutralisiert."
Zudem bemängeln die Aufrufer, dass die NATO-Staaten nie ernsthaft auf die von Russland vorgebrachten Vorschläge für ein System der kollektiven Sicherheit eingegangen seien.
"Das Resultat ist der zur Zeit herrschende Kriegszustand in der Ukraine."
Dazu erklärt das Bündnis:
"Wir sagen: Die Waffen nieder! Verhandlungen über kollektive Sicherheit für Alle jetzt! Friede und freie Entscheidung der Republiken des Donbass über ihre Zukunft!"
Jeder in Deutschland sei verpflichtet, "Widerstand gegen die Kriegspolitik der Bundesregierung und die NATO-Provokationen zu leisten".
Zentrale Losungen der geplanten Demonstration sind: "Raus aus der NATO" sowie "Frieden mit Russland und China".
Mehr zum Thema - Kölner Ostermarsch: Frieden mit Russland – keine Waffenlieferungen in die Ukraine