Linke zu Nord Stream 2: "Schießen uns selbst ins Bein"

Ein politisches Interesse der Grünen und das wirtschaftliche Interesse der USA spielten eine Rolle bei der Haltung der Bundesregierung zu Nord Stream 2, so Gregor Gysi. Die USA selbst würden nicht auf Lieferungen verzichten. Auch Sevim Dağdelen sieht die Entscheidung kritisch.

Die Linken-Parteivorsitzende Henning-Wellsow sah gegenüber dem Spiegel keinen Anlass, sich über den Stopp von Nord Stream 2 zu äußern und verwies lieber auf den Ausbau erneuerbarer Energien.

Hingegen haben die Bundestagsabgeordneten Gregor Gysi und Sevim Dağdelen den Beschluss der Bundesregierung, Nord Stream 2 zu stoppen, deutlich kritisiert. Mit der Entscheidung werde "ein politisches Interesse der Grünen und ein wirtschaftliches Interesse der USA, die uns hier Fracking-Gas verkaufen wollen, mit internationaler Politik gemischt", meinte Gregor Gysi, außenpolitischer Sprecher der Linksfraktion.

"Für mich ist es schon deshalb ein Missbrauch, weil die USA auf der anderen Seite die Lieferungen von Erdöl aus Russland in die USA – Russland ist der zweitgrößte Öl-Exporteur in die USA – um keinen Liter kürzen."

Die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 wird in bundesdeutschen Medien meist als im russischen Interesse liegend dargestellt, weshalb es logisch scheint, Russland darüber zu sanktionieren.

Sevim Dağdelen sieht dies ähnlich wie Gregor Gysi: "Mit dem Stopp der Zertifizierung von Nord Stream 2 schießen wir uns in Deutschland selbst ins Bein. Die Folgen werden die Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland mit explodierenden Gaspreisen zu tragen haben."

Vorteile aus dieser Entscheidung, die auch klimapolitisch dumm sei, zöge einzig die US-Frackingindustrie, die "jetzt ihr dreckiges und überteuertes Gas in Europa loswerden kann, das ansonsten nicht konkurrenzfähig ist mit russischem Gas".

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