Der international renommierte Virologie Klaus Stöhr stand dem offiziellen Corona-Narrativ in den vergangenen zwei Jahren ein ums andere Mal kritisch gegenüber. Anfang Februar meldete er sich etwa zu Wort, um anzumerken, dass die vor wenigen Wochen von der Politik noch vehement vertretene Impfpflicht weder "zielführend" noch "alternativlos" sei. Hinzu käme, "dass sie auch nicht ohne Nebenwirkungen ist".
Damit widerspricht Stöhr Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Dieser hatte zuletzt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen mitgeteilt, dass "die Impfungen [...] halt mehr oder weniger nebenwirkungsfrei" sein. "Das muss immer wieder gesagt werden."
Zudem war sich Lauterbach sicher, dass es sich bei der "Idee, dass das jetzt immer harmloser wird, demnächst eine Erkältungskrankheit", um eine "ganz gefährliche Legende" handele.
Stöhr hingegen forderte zuletzt, wieder "mehr Normalität" zuzulassen. Angesichts der Omikron-Variante machte er sich für sogenannte Lockerungen stark.
Nun verlieh der Virologe und Epidemiologe seiner Forderung nochmals Nachdruck, und rief die Politik zu schnellen Lockerungen auf. "Umfangreiche Lockerungen sind längst überfällig", erklärte er gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland.
"Eine Aufhebung aller G-Regeln im Einzelhandel und in der Gastronomie ist zwingend notwendig, da beides nie Hotspots waren."
Laut Stöhr würden Lockerungen seitens der Politik beim Bund-Länder-Treffen hinausgezögert. Angesichts einer nicht gegebenen Überlastung der Krankenhäuser, müsste ein weiteres "Herauszögern" der geforderten Lockerungen "mit Zahlen und Fakten" untermauert werden. Bei den Maßnahmen sei es schließlich darum gegangen, eine Überlastung des Gesundheitssystems abzuwenden. "Jetzt wie der Expertenrat auf einen Abfall der Welle zu warten, ohne dass dieser Abfall genauer definiert" werde, widerspreche "dem Ziel der Pandemiebekämpfung".
Derweil sprach sich auch der ebenfalls bereits in der Vergangenheit gegenüber der offiziellen Corona-Politik skeptische FDP-Vize Wolfgang Kubicki bei RTL direkt dafür aus, auch die Maskenpflicht abzuschaffen.
In einem am Montag bekannt gewordenen und zwischen Kanzleramt, Vorsitz und Co-Vorsitz der Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) abgestimmten Vorschlag ist davon die Rede, dass bis zum 20. März die Corona-Schutzmaßnahmen weitgehend und stufenweise wegfallen sollen.
In einem ersten Schritt sollen private Zusammenkünfte für Geimpfte und Genesene wieder mit mehr Menschen ermöglicht werden. Im Einzelhandel soll die 2G-Regel bundesweit fallen, die Pflicht zum Maskentragen aber bestehen bleiben. Die Ministerpräsidenten der Länder beraten am Mittwoch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über das weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie.
Mehr zum Thema - Lauterbach: "Omikron als schmutzige Impfung ist keine Alternative zur Impfpflicht"