Bundesregierung fordert Deutsche zum Verlassen der Ukraine auf

Die Bundesregierung hat deutsche Staatsangehörige am Samstagvormittag aufgefordert, die Ukraine zu verlassen. Zuvor hatten bereits unter anderem die USA, Großbritannien, Dänemark, Lettland und Estland ihre Staatsbürger zur Ausreise aufgefordert.

Vor dem Hintergrund des sich zuspitzenden Konflikts mit Russland sollen Deutsche die Ukraine verlassen. "Wenn Sie sich derzeit in der Ukraine aufhalten, prüfen Sie, ob Ihre Anwesenheit zwingend erforderlich ist. Falls nicht, reisen Sie kurzfristig aus", teilte das Auswärtige Amt am Samstag mit. Nach Warnungen der US-Regierung vor einem angeblich bevorstehenden russischen Angriff hatten zuvor bereits unter anderem die USA, Großbritannien, Dänemark, Lettland und Estland ihre Staatsbürger zur Ausreise aufgefordert.

Zur Begründung heißt es auf der Homepage des Auswärtigen Amtes:

"Die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine haben angesichts massiver Präsenz und Bewegungen russischer Militärverbände nahe der ukrainischen Grenzen in den letzten Tagen weiter zugenommen. Eine militärische Auseinandersetzung ist nicht auszuschließen."

Am Freitag hatten bereits mehrere Länder, darunter die USA, Großbritannien, Litauen, Estland, Japan und die Niederlande, Reisewarnungen veröffentlicht und ihre Staatsangehörigen zum unverzüglichen Verlassen des osteuropäischen Landes aufgefordert. Das britische Foreign Office betonte, dass im Fall eines militärischen Konflikts nicht mit konsularischer Hilfe oder staatlich organisierten Evakuierungsaktionen gerechnet werden kann.

Am frühen Morgen wurde bekannt, dass auch die Regierungen Australiens und Neuseelands ihre Staatsbürger aufgefordert hatten, die Ukraine zu verlassen. Solange es noch kommerzielle Flüge gebe, sollten alle Australier und Neuseeländer sich schnellstmöglich auf den Weg aus der Ukraine begeben, hieß es am Samstag aus beiden Ländern. Die Lage sei "sehr ernst", erklärte Australiens Premierminister Scott Morrison. Es bestehe das Risiko eines bewaffneten Konflikts, hieß es weiter in einer Mitteilung der Regierung.

Russlands Botschaft in den USA wies die US-Warnungen vor einem Überfall auf die Ukraine als haltlos zurück. Es werde in den USA "Alarmismus" verbreitet, ohne dass Beweise für die Behauptungen vorgelegt würden, teilte der russische Botschafter in Washington Anatoli Antonow am Samstag mit. Die Aussagen in Washington zeugten lediglich davon, dass die USA ihre "Propaganda-Kampagne gegen unser Land" verstärkt hätten, sagte Antonow. Der russische Präsident Wladimir Putin wollte noch am Samstag mit US-Präsident Joe Biden telefonieren.

Die USA wollten erreichen, dass in der Gesellschaft der Eindruck entstehe, die Aggression sei "unausweichlich", so Antonow. Den Menschen werde mit irgendwelchen Geheimdienstinformationen "Staub in die Augen" geblasen, ohne dass Details genannt würden. "Die Kommentare von Politikern dazu, dass Russland die Ukraine während Olympia oder danach überfallen wird, werden nicht durch Beweise untermauert", so der Diplomat. Inzwischen gebe es auch in den US-Kommentaren Anmerkungen, dass das Vertrauen der US-Bürger in die Äußerungen gesunken sei. Die Führung in Moskau habe immer wieder betont, dass Russland nicht plane, irgendjemanden zu überfallen.

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(rt/dpa)