Vergangenen November hatten britische Medien die Nachricht verbreitet, dass die USA im Rahmen der Reaktivierung des 56. Artilleriekommandos in der Wiesbadener Clay-Kaserne atomar bestückbare "Dark Eagle"-Hyperschallraketen stationiert haben. Diese seien im Falle eines Einsatzbefehls in der Lage, innerhalb von 21 Minuten und 30 Sekunden Moskau zu treffen.
Das "56th Field Artillery Command" diente zuletzt von 1986 bis 1991 als Pershing-Raketen-Hauptquartier und wurde nach Zustandekommen des INF-Vertrages zwischen den USA und der damaligen UdSSR aufgelöst. Das Abkommen regelte die von beiden Parteien vereinbarte Abschaffung nuklear bestückbarer Mittelstreckenraketen, die eine Reichweite zwischen 500 bis 5.500 Kilometer vorwiesen.
Vorwürfe, Russland hätte die INF-Vertragsbedingungen durch Entwicklung neuer Raketentechnologie verletzt, führten zur einseitigen Kündigung des Abkommens durch die Trump-Administration und einer darauffolgenden Reaktivierung des 56. Artilleriekommandos. Dieses hat laut US-Armee heute die Aufgabe, die US-Army Europe and Africa oder einen multinationalen Landstreitkräfteverband zu unterstützen und deren Einsatzbereitschaft sowie das Zusammenspiel verschiedenster Systeme, Techniken oder Organisationen zu verbessern.
Die der 56. Einheit unterstellte Multi-Domain-Taskforce (MDFT) sorgt seit den Behauptungen der britischen Nachrichten im November für Angst innerhalb der Bevölkerung, bei einer möglichen Eskalation des NATO/Russland-Konfliktes wegen entsprechender US-Tätigkeiten in der Region selbst Zielscheibe eines Angriffes zu werden. Die Grundaufstellung der MDFT setzt sich aus Raketenwerfer- und Flugabwehreinheiten sowie Einheiten mit Raketen und Marschflugkörpern zusammen.
Nach Angaben der US-Armee besteht die MDFT aus einem Hauptquartier, einer Abteilung für Nachrichtendienste, Cyberspace, elektronische Kriegsführung und Raumfahrt sowie einer Brigadeunterstützungskompanie. Der Einsatzverband der Multi-Domain-Taskforce ist seit letztem September in Mainz-Kastel stationiert und hat eine Aufstockung des Truppenkontingents von derzeit 12.500 Soldaten auf 13.000 bis 14.000 Soldaten zur Folge.
Der Wiesbadener Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) hatte Mitte Januar auf die Gerüchte reagiert und zusammen mit der Partei Die Linke eine Anfrage mit der Bitte um Aufklärung an Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) gestellt. Teile von Lambrechts Antwort wurden Ende Januar im Rahmen einer Pressemitteilung auf der Webseite der Stadt Wiesbaden veröffentlicht. Darin heißt es wörtlich:
"Die US-Regierung hat bestätigt, keine Raketensysteme beim 56th Artillery Command im Ortsbezirk Mainz-Kastel der Stadt Wiesbaden zu stationieren."
Laut der Pressemitteilung versicherte die Verteidigungsministerin in ihrem Schreiben, die Sorgen der Wiesbadener Anwohner bezüglich einer möglichen Stationierung von Langstreckenraketen in Wiesbaden "sehr ernst" zu nehmen. Demnach soll sie das Thema während ihres ersten Gesprächs mit US-Verteidigungsminister Lloyd Austin angesprochen haben. Austin soll versichert haben, dass es von der US-Regierung nicht beabsichtigt sei, entsprechende Raketensysteme in Wiesbaden zu stationieren. Gegenüber Mende beteuerte Lambrecht, das Verteidigungsministerium würde bei allen bündnispolitisch relevanten Fragen weiterhin im engen Austausch mit den amerikanischen Verbündeten bleiben.
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