Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar hat das Statistische Bundesamt (Statista) über eine Pressemitteilung neueste Zahlen veröffentlicht. Diese belegen, dass die Zahl der stationären Krebsbehandlungen sich im ersten Corona-Jahr 2020 um sechs Prozent auf 1,45 Millionen verringert hat. Zugleich gab es fünf Prozent weniger Krebsoperationen. Damit fiel der Rückgang bei den Krebsbehandlungen geringer aus als bei den Krankenhausbehandlungen insgesamt (-13 Prozent gegenüber 2019). Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krebshilfe, Gerd Nettekoven, teilte der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) jedoch mit:
"Patienten mit Krebs stehen in der Pandemie oft hinten an. Wenn sich die Versorgung verschlechtert oder auch Diagnosen zu spät gestellt werden, schlägt sich das auch bei vielen Krebspatienten nieder, allerdings erst mit Verzögerung."
Nettekoven geht in dem NOZ-Artikel deshalb davon aus, "dass sich die Folgen der Pandemie auf die Krebssterblichkeit ab Ende 2022 oder Anfang 2023 in den Todesstatistiken zeigen werden." Die Krebsfrüherkennung, vor allem zu Beginn der Pandemie, sei besonders stark betroffen gewesen: "Beispielsweise wurden diagnostische Maßnahmen zur Früherkennung von Brustkrebs im April 2020 kurzzeitig gänzlich ausgesetzt, um Kontakte zu vermeiden", so Nettekoven.
Die Versicherung DAK informierte im Mai 2021 darüber, dass von Januar bis September 2020 im Vergleich zum Vorjahr rund 18 Prozent weniger Krebsvorsorge-Screenings in deutschen Arztpraxen durchgeführt wurden. In dem entsprechenden Beitrag auf der DAK-Seite heißt es:
"Bei Hautkrebs-Untersuchungen war der Rückgang mit 26 Prozent besonders stark. Mammographie-Screenings sanken um rund ein Fünftel, Prostata-Untersuchungen und Darmkrebs-Screenings etwa um ein Zehntel."
Als Hauptgrund wird für das Jahr 2020 vordergründig die Angst vieler Patientinnen und Patienten vor einer Ansteckung mit COVID-19 in Verbindung mit einem Praxisbesuch genannt.
Für das Jahr 2021 wird laut NOZ hingegen die Rücksicht auf das stark angespannte Gesundheitssystem als Grund angeführt. Nettekoven erklärt in der NOZ dazu:
"Viele Menschen [wollen] das stark angespannte Gesundheitssystem nicht noch zusätzlich belasten und meiden deswegen den Klinik- oder Arztbesuch."
Statista listet in seiner Pressemitteilung auf, dass Krebs einer der vier häufigsten Gründe für einen Krankenhausaufenthalt im Jahre 2020 gewesen sein:
"Neun Prozent aller stationären Behandlungen im Jahr 2020 waren auf eine Krebserkrankung zurückzuführen. Häufiger wurden nur Krankheiten des Kreislaufsystems (16 Prozent), Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (11 Prozent) und Krankheiten des Verdauungssystems (11 Prozent) behandelt. Danach folgten Muskel-, Skelett- und Bindegewebskrankheiten (9 Prozent) und Krankheiten des Atmungssystems (6 Prozent)."
Zur Thematik der Krebserkrankungen in Deutschland ergibt sich den Angaben nach folgendes Bild:
"Von allen Krebspatientinnen und -patienten 2020 wurden diejenigen mit der Diagnose Lungen- und Bronchialkrebs (13 Prozent), Brustkrebs (8 Prozent) und Hautkrebs (7 Prozent) am häufigsten im Krankenhaus versorgt. Unter den weitverbreiteten Krebserkrankungen gingen die stationären Behandlungen von Dickdarmkrebs mit -11 Prozent und von Hautkrebs mit -10 Prozent im Vergleich zum Vorjahr am deutlichsten zurück."
Krebs war damit auch 2020 für fast ein Viertel aller Todesfälle verantwortlich, der Anteil ging jedoch zurück – von 25 Prozent im Jahr 2019 auf 23 Prozent im Jahr 2020. 54 Prozent der an Krebs Verstorbenen waren Männer, 46 Prozent Frauen.
Nettekoven rief laut dem NOZ-Artikel dazu auf, vorgesehene Früherkennungsuntersuchungen unbedingt wahrzunehmen. "Auch bei unklaren Symptomen sollte man keinesfalls warten, sondern den Arzt aufsuchen", meinte er. Und versicherte: "Kliniken und Praxen treffen hohe Sicherheitsvorkehrungen und agieren sehr hygienebewusst."
Rund 510.000 Menschen erhalten in Deutschland jährlich die Diagnose Krebs – das sind durchschnittlich 1.400 Menschen pro Tag. Insgesamt ein Viertel aller Todesfälle hierzulande sind auf Krebs zurückzuführen. 2020 starben allein fast 44.800 Menschen an Lungenkrebs, rund 18.900 an Bauchspeicheldrüsenkrebs, fast 18.600 an Brustkrebs und knapp 15.700 an Dickdarmkrebs, heißt es in der NOZ.
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